2016-09-17 09:05:00

Buchtipp: Zuhause im Niemandsland. Mein Leben im Kloster


Den Konflikt zwischen Israel und Palästina verstehen die meisten wahrscheinlich schon lang nicht mehr. Und trotzdem, wenn man jemanden trifft, der in Israel wohnt, dann ist das Interesse immens und zwar nicht an der Krise, sondern am Land. Das beobachtet Pater Nikodemus Schnabel, seit kurzem für eine Zeit des Übergangs Verwalter der Dormitio Abtei in Jerusalem. „Da kam eben der Herbig Verlag auf mich zu und hat gesagt: ‚Wir finden es spannend, Sie haben eine sehr interessante Perspektive, Sie sind nämlich weder pro-israelisch noch pro-palästinensisch und Sie sind keine Jude oder Moslem, also gehören nicht zur Mehrheit, sondern sind als Christ Minderheit im Heiligen Land, und zwar dauerhaft, und Sie haben eine interessante Perspektive, oft auch eine humorvolle: ob ich nicht ein Buch schreiben will.“

Natürlich wollte Nikodemus Schnabel und aus dieser Anfangsidee ist das Buch „Zuhause im Niemandsland. Mein Leben im Kloster zwischen Israel und Palästina“ entstanden. Pater Nikodemus, geboren 1978 in Stuttgart, hat seine Begegnungen mit Pilgern und Touristen im Heiligen Land als Vorlage für dieses Buch hergenommen: viele neugierige Fragen, auf die er antwortet. Was fasziniert Sie an Jerusalem, wie schaut es mit den Christen dort aus, liebst du die Juden oder sind Sie eigentlich schon mal im Gaza gewesen. Es ist also eine Frage-Antwort-Buch entstanden. Und bei den Antworten plaudert er dann auch aus dem Nähkästchen und nimmt die Leser mit auf eine Reise ins Heilige Land.

„Eine Sache, die ich zum Beispiel bringe, die Frage nach den ultrareligiösen Juden, den Haredim. Die werden ja immer so dargestellt, als wären die das allergrößte Problem. Die gehen natürlich nicht zur Armee und bekommen viele Kinder, aber ich verteidige sie ein bisschen und sagen dann auch, das sind nicht die, die mich anspucken, sondern das sind die, die auch immer eine Standardfrage haben. Ich weiß schon, wenn die auf mich zusteuern, dann wird es nicht schlimm, sondern ich weiß, die Frage wird immer sein: Ich sei ja tief religiös, ich sei ja Mönch, das ist schön und gut und das erkennen sie auch an - aber eine Sache würden sie nicht verstehen, wie ich gegen das erste Gebot der Bibel verstoßen könne, also: seid fruchtbar und mehret euch. Warum ich also keine Frau hätte. Das wäre für sie doch etwas unglaubwürdig, wie ich so unbiblisch leben könnte. Dann kommt man meistens ins Gespräch und ich erzähle, wir leben schon wie die Engel im Himmel. Oft ist es sehr amüsant, dass das Gespräch damit endet, eigentlich habt ihr es gut, ihr könnt sozusagen frei sein, wir haben noch die Kinder und Frauen. Eigentlich sind wir ein bisschen neidisch.“ Solche humorvollen Anekdoten, aber auch persönliche und tiefgründigen Fragen stellt sich Pater Nikodemus in seinem Buch.

Warum er überhaupt Mönch geworden ist oder warum er glaubt: Gerade diese persönliche Mischung zwischen seinen Erfahrungen im Heiligen Land und seine Erfahrungen als Mensch machen dieses Buch zu einer spannenden Lektüre. Denn Pater Nikodemus schaut nicht als Politiker auf das Heilige Land in der Krise, sondern als jemand, der dort wohnt und es lieben gelernt hat.

Angaben zum Buch: Zuhause im Niemandsland. Mein Leben im Kloster zwischen Israel und Palästina. Geschrieben von Pater Nikodemus Schnabel. Erschienen im Herbig Verlag für 20,00€.

(rv 17.09.2016 pdy)








All the contents on this site are copyrighted ©.