2016-09-14 11:36:00

Generalaudienz: „Hässlich, wenn die Hirten Fürsten werden“


Einmal mehr hat Papst Franziskus alle Verantwortlichen in der Kirche dazu ermahnt, sich nicht über die ihnen anvertrauten Gläubigen zu erheben. Bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz erinnerte er daran, dass Jesus der Diener aller gewesen sei. An diesem Beispiel sollten sich die Mächtigen in der christlichen Gemeinde orientieren.

„Jesus ist allen alles geworden: Er war allen nahe, vor allem den Ärmsten. Er war ein Hirte mitten unter den Menschen, bei den Armen – mit ihnen arbeitete er jeden Tag zusammen. Jesus war kein Fürst! Es ist hässlich für die Kirche, wenn die Hirten Fürsten werden, fern von den Menschen, fern von den Ärmsten: Das ist nicht der Geist Jesu! Solchen Hirten machte Jesus vielmehr Vorwürfe, und sie meinte er, wenn er den Leuten sagte: Tut, was sie euch sagen, aber tut nicht das, was sie tun.“

Der Ausgangspunkt der Überlegungen des Papstes war ein Wort Jesu aus dem Matthäusevangelium: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig“ (Mt 11, 28 f.). „Man stelle sich vor – wenn alle großen Führer der Welt doch solches von sich sagen könnten“, meinte Franziskus.

„Wenn Jesus sagt: Kommt zu mir, dann meint er die Müden und Unterdrückten und erweist sich selbst als der Gottesknecht, von dem das Buch Jesaja spricht... Er wendet sich an die, denen das Leben übel mitgespielt hat, die keine Mittel zur Verfügung haben und auch keine mächtigen Freunde. Sie können nur noch auf Gott ihr Vertrauen setzen, denn sie wissen, dass sie nur von der Barmherzigkeit des Herrn abhängen und nur von ihm Hilfe erwarten können. In der Einladung Jesu finden sie endlich Antwort auf ihre Erwartungen: Wenn sie seine Jünger werden, wird ihnen Erquickung für das ganze Leben zugesprochen!“

Das Joch Jesu drücke nicht, denn er selbst und nicht irgendein Bündel von Vorschriften sei der Weg zu Gott. Wer dieses Joch auf seine Schultern nehme, der gelange in Gemeinschaft mit Jesus und werde „Teilhaber am Geheimnis von Kreuz und Erlösung“.

„Jesus ist kein Lehrer, der anderen voller Strenge Lasten aufdrückt, die er selbst nicht trägt: Das war ja der Vorwurf, den er den Gesetzeslehrern machte. Er wendet sich an die Einfachen, die Kleinen, die Armen, die Bedürftigen – weil er selbst klein und demütig ist. Er versteht die Armen und Leidenden, weil er selbst arm und leidend ist. Um die Menschheit zu retten, ist Jesus keinen einfachen Weg gegangen, im Gegenteil: Sein Weg war voller Leid und Schwierigkeiten.“

Jeder Christ kenne in seinem Leben „Momente der Müdigkeit und Enttäuschung“, sagte der Papst weiter. „Dann erinnern wir uns an diese Worte des Herrn, die uns so viel Trost geben und uns verstehen lassen, ob wir unsere Kräfte in den Dienst des Guten stellen. Manchmal nämlich rührt unsere Müdigkeit daher, dass wir auf Dinge gesetzt haben, die nicht das Wesentliche sind, und weil wir uns entfernt haben von dem, was im Leben wirklich etwas wert ist. Der Herr lehrt uns, dass wir keine Angst zu haben brauchen, ihm zu folgen, weil er unsere Hoffnung nicht enttäuschen wird.“

Christen sollten lernen, „von Barmherzigkeit zu leben, um Werkzeuge der Barmherzigkeit zu werden“. „Den Blick auf den Gottessohn gerichtet zu halten, lässt uns verstehen, wie viel Weg wir noch vor uns haben; aber gleichzeitig erfüllt es uns mit Freude, weil wir wissen, wir gehen mit ihm und sind nie allein. Also: Nur Mut! Lassen wir uns die Freude, Jünger des Herrn zu sein, nicht rauben. „Aber Pater, ich bin ein Sünder, eine Sünderin, was soll ich tun? – Lass dich vom Herrn anschauen! Öffne dein Herz, fühl seinen Blick und sein Erbarmen auf dir ruhen, und dein Herz wird von Freude erfüllt sein. Von der Freude der Vergebung...“ Lassen wir uns die Hoffnung nicht rauben, dieses Leben mit ihm und mit der Kraft seines Trostes zu leben!“

(rv 14.09.2016 sk)








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