2016-09-06 12:25:00

Simbabwe: Bischöfe fordern Erneuerung der politischen Führung


Es ist Zeit für eine Erneuerung der politischen Führung in Simbabwe, und die Kirche könnte in diesem Veränderungsprozess eine entscheidende Rolle spielen. Das meint gegenüber Radio Vatikan Frederick Chiromba, Generalsekretär der Simbabwischen Bischofskonferenz. Erst kürzlich haben die Bischöfe des Landes eine Presseerklärung heraus gegeben, in der sie eine klare Nachfolgeregelung für den mittlerweile hochbetagten Präsidenten Robert Mugabe anmahnen. Dieser regiert das Land seit 36 Jahren mit harter Hand, doch die Menschen leiden unter enormen wirtschaftlichen und sozialen Missständen. Viele Familien überleben nur dank der finanziellen Zuwendungen ihrer Familienmitglieder im Ausland, Binnenflucht, mangelnde Bildungschancen und Arbeitslosigkeit sind Alltag in Simbabwe. Auch Menschenrechtsverletzungen werden immer wieder gemeldet. Im vergangenen Juli mündete die anhaltende Unzufriedenheit der Bevölkerung in den schwersten Unruhen seit Jahren, landesweit wurde gegen Polizeiwillkür und die schlechte allgemeine Lage der Menschen demonstriert. Frederick Chiromba:

„In ihrer jüngsten Stellungnahme haben die Bischöfe die aktuellen Herausforderungen herausgearbeitet, denen sich das Land gegenüber sieht. Momentan hat Zimbabwe keine eigene Währung, sondern hängt am US Dollar, doch neben den wirtschaftlichen Belangen gab es vor allem einen Punkt, der den Kirchenführern am Herzen liegt: Eine Verjüngung der politischen Führungsriege auf allen Ebenen, unser Präsident Mugabe beispielsweise ist 92 Jahre alt.“

Das Gerangel um die Nachfolge habe schon begonnen, verschiedene Gruppierungen positionierten sich, um den autokratischen Präsidenten zu beerben. Auch innerhalb der führenden Partei selbst gebe es diesbezüglich keine Einigkeit:

„Vielleicht fühlen diese Gruppen ein gewisses Machtvakuum. Denn es ist nun eigentlich an der Zeit, über eine Nachfolge zu sprechen, doch es gibt keine klare Nachfolgeregelung. Das führt zu einer schwierigen Lage für die Nation. Angesichts der vielen rivalisierenden Kräfte haben wir momentan noch das Glück, dass sich keine Milizen gebildet haben, doch wenn die politischen Kräfte in verfeindete Lager zerfallen, besteht sicher die Gefahr, dass sie noch entstehen. Wir hoffen und beten, dass der gesunde Menschenverstand siegen wird.“

Die vergangenen Wahlen waren stets von massiven Betrugsvorwürfen begleitet, Wahlbeobachter wurden nur vereinzelt ins Land gelassen. Doch die aktuelle Opposition scheine keine ernsthafte Alternative zur Regierung von Mugabe darzustellen, bedauert der Generalsekretär der Bischofskonferenz.

„Die Stärke der Opposition bestand leider in den vergangenen Jahren vor allem darin, Opposition gegenüber der Politik von Präsident  Mugabe zu sein. Solange sie ihn kritisieren und gegen ihn arbeiten, scheinen sie sich einig und mächtig in ihrer Kritik zu sein. Doch ich denke, die schwere Herausforderung ist es nun, eine klare Politiklinie für die Nation zu fahren, die alle mit einbezieht. Und leider haben wir aktuell eine uneinige Opposition, in der die Menschen der Meinung zu sein scheinen, dass du, wenn du nicht die Nummer Eins bist, ein Niemand bist.“

Eine Situation, in der die Vermittlung der Kirche gefragt sein könnte, meint der Priester:

„Ich denke, es ist Zeit für die Kirche, sich einzumischen und den Leuten zu vermitteln, wenn du die Nummer eins sein willst, dann sei ein Niemand, wie unser Herr sagt, sei allen Menschen zu Diensten und der Letzte von allen.“

In der Vergangenheit hätten die Menschen wenigstens Arbeit gehabt und das Geld verdient, um ihre Familien zu ernähren. „Doch nun sind viele Männer und Frauen arbeitslos, und sitzen daheim oder in Einkaufszentren herum und haben im Grunde nichts zu tun. Doch gleichzeitig haben sie eine Familie zu ernähren. Die Menschen sprechen mittlerweile von einer Verlorenen Generation, die keine Schule besucht hat und auch keine Arbeit findet; die Kultur der Arbeit selbst ist zerstört.“

Die einzige Institution, die diese Menschen so gut es gehe unterstütze, sei eben die Kirche, meint Chiromba. Doch die Kirche habe nicht die Mittel, die Familien auch finanziell über Wasser zu halten, bedauert er. Ein Mittel zu einer Verbesserung sei die Aufhebung von Sanktionen, die die entwickelteren Nationen wegen seines umstrittenen Präsidenten gegen Simbabwe aufrecht erhalten. Sein Appell:

„Bitte, hebt alle Sanktionen und Einschränkungen auf, um wenigstens den Handel zu erleichtern. Das würde viele der Probleme lindern, denen sich die Menschen momentan gegenüber sehen. Darum ist unser Appell an die Weltkirche, mit ihren Regierungen insbesondere in Großbritannien und den Vereinigten Staaten zu sprechen und sie davon zu überzeugen, diese Sanktionen aufzuheben. Denn am meisten betroffen davon sind nicht die Subjekte, denen die Sanktionen gelten, sondern die Allgemeinheit!“

Ein Übel, das vielen Sanktionen, die gegen einzelne Subjekte gerichtet sind, gemeinsam ist, betont Father Chiromba. Denn diejenigen, die von den so genannten gezielten Sanktionen betroffen sein sollten, hätten „alles, und ihre Kinder sind in Überseestaaten“. Auch die betroffenen Subjekte selbst könnten, sollte der Druck zu hoch sein, jederzeit das Land verlassen. Deshalb: „Lasst uns diese Sanktionen los werden, die den einfachen Mann auf der Straße treffen, und finden wir andere Wege, diese Situation zu lösen! Es kann ja eigentlich sowieso nicht mehr lange dauern…“

(rv 06.09.2016 cs)








All the contents on this site are copyrighted ©.