2016-09-04 11:58:00

Papst: „Wir werden sie weiterhin Mutter Teresa nennen“


Mutter Teresa bleibt Mutter Teresa auch nach der Heiligsprechung an diesem Sonntag. Papst Franziskus sagte in der Predigt zur Feier, dass es wohl ungewöhnlich sei, sie künftig „heilige Teresa“ zu nennen und deshalb schlug er vor, sie weiterhin Mutter Teresa zu nennen. Franziskus sprach die vor 19 Jahren gestorbene Ordensgründerin Mutter Teresa heilig. Die im heutigen Skopje als Tochter albanischer Eltern geborene Ordensfrau setzte sich jahrzehntelang für Arme und Kranke im indischen Kalkutta ein, wo sie den „Orden der Missionarinnen der Nächstenliebe“ gründete. Und dies war auch der rote Faden in der Papstpredigt.

„Ihre Mission in den Randzonen der Städte und den Randzonen des Lebens bleibt in unserer Zeit ein beredtes Zeugnis für die Nähe Gottes zu den Ärmsten der Armen. Heute übergebe ich diese beispielhafte Gestalt einer Frau und einer gottgeweihten Person der ganzen Welt des Volontariats: Möge sie euer Vorbild an Heiligkeit sein!“

Der Wille Gottes und das Ehrenamt

Im ersten Teil der Predigt ging der Papst auf den „Willen Gottes“ ein. Jedes Mal, wenn ein Gläubiger für einen Mitmenschen da sei, habe der Gläubige Christus geholfen „und Christi Fleisch berührt“, fügte Franziskus hinzu.

„Wir sind also aufgerufen, konkret umzusetzen, was wir im Gebet erbitten und im Glauben bekennen. Es gibt keine Alternative zur Nächstenliebe: Alle, die sich in den Dienst der Mitmenschen stellen, lieben Gott, selbst wenn sie es nicht wissen (vgl. 1 Joh 3,16-18; Jak 2,14-18). Das christliche Leben besteht jedoch nicht bloß darin, im Moment der Not Hilfe zu leisten. Wenn es so wäre, handelte es sich gewiss schon um eine schöne Gesinnung menschlicher Solidarität, die eine unmittelbare Wohltat auslöst, aber es wäre steril, weil es keine Wurzeln hätte. Der Einsatz, den der Herr verlangt, ist dagegen eine Berufung zur Nächstenliebe, mit der jeder Jünger Christi sein Leben in Jesu Dienst stellt, um jeden Tag in der Liebe zu wachsen.“

Weiter betonte der Papst die Bedeutung des Ehrenamtes – die Heiligsprechung fand im Rahmen des Jubiläums für die Ehrenamtlichen im Dienst der Barmherzigkeit statt – wer helfe, mache die „konkrete Liebe“ Gottes sichtbar.

„Wie viele Herzen werden durch die freiwilligen Helfer ermutigt! Wie viele Hände unterstützt, wie viele Tränen getrocknet; wie viel Liebe wird im verborgenen, demütigen und selbstlosen Dienst ausgegossen! Dieser lobenswerte Dienst lässt den Glauben sprechen und drückt die Barmherzigkeit des himmlischen Vaters aus, der den Notleidenden nahekommt.“

Jesus nachzufolgen sei nicht einfach und verlange auch viel Mut, ja sogar Radikalität, so der Papst.

„Darum erwarten die Freiwilligen, die aus Liebe zu Jesus den Letzten und Bedürftigsten dienen, keinerlei Dank und keinen Lohn, sondern verzichten auf all das, weil sie die wahre Liebe entdeckt haben. Wie der Herr im Moment der Not auf mich zugekommen ist und sich mir zugeneigt hat, so gehe auch ich auf ihn zu und neige mich denen zu, die den Glauben verloren haben oder leben, als gäbe es Gott nicht. Ebenso widme ich mich den jungen Menschen ohne Werte und Ideale, den Familien in einer Krise, den Kranken und Gefangenen, den sich selbst überlassenen Minderjährigen wie auch den alleingelassenen alten Menschen. Wo immer eine ausgestreckte Hand um Hilfe bittet, um wieder aufzustehen, da müssen unsere Gegenwart und die Gegenwart der Kirche Unterstützung und Hoffnung geben.“

Mutter Teresa als großherzige Ausspenderin der göttlichen Barmherzigkeit

Der zweite Teil der Predigt widmete der Papst Mutter Teresa. Sie sei in ihrem ganzen Leben eine großherzige Ausspenderin der göttlichen Barmherzigkeit, gewesen „indem sie durch die Aufnahme und den Schutz des menschlichen Lebens – des ungeborenen wie des verlassenen und ausgesonderten – für alle da war“.

„Sie setzte sich für den Schutz des Lebens ein und betonte immer wieder, dass ,der ungeborene Mensch der schwächste, der kleinste und der ärmlichste ist´. Sie beugte sich über die Erschöpften, die man am Straßenrand sterben ließ, weil sie die Würde erkannte, die Gott ihnen verliehen hatte. Sie erhob ihre Stimme vor den Mächtigen der Welt, damit sie angesichts der Verbrechen der Armut, die sie selbst geschaffen hatten, ihre Schuld erkennen sollten. Die Barmherzigkeit war für sie das ,Salz´, das jedem ihrer Werke Geschmack verlieh, und das „Licht“, das die Dunkelheit derer erhellte, die nicht einmal mehr Tränen hatten, um über ihre Armut und ihr Leiden zu weinen.“

Insbesondere die gegenleistungsfreie Liebe sei das einzige Kriterium der Barmherzigkeit, wie Mutter Teresa uns gelehrt habe, fuhr der Papst fort.

„Mutter Teresa sagte gern: ,Vielleicht spreche ich nicht ihre Sprache, aber ich kann lächeln.´ Tragen wir ihr Lächeln in unserem Herzen und schenken wir es allen, denen wir auf unserem Weg begegnen, besonders den Leidenden. Auf diese Weise werden wir einer entmutigten Menschheit, die Verständnis und Zärtlichkeit braucht, Horizonte der Freude und der Hoffnung eröffnen.“

(rv 04.09.2016 mg)








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