2016-08-30 12:49:00

Mongolei: Erster katholischer Priester geweiht


Ein bemerkenswertes Fest: die jüngste Ortskirche der Welt, die Mongolei, hat ihren ersten einheimischen Priester. Am Sonntag empfing der 29 Jahre alte Mongole Joseph Enkh Baatar in der Kathedrale von Ulan Bator das Sakrament der Priesterweihe. In dem Land leben nur etwa 1.300 Katholiken. Seine Ausbildung hat der Jungpriester in einem Seminar in Südkorea absolviert. In seinem Land wird er nun in einer Pfarrei mit 21 Getauften wirken. Über die frohe Nachricht aus der Mongolei, in der kommunistische Regierungen bis in die 1980er Jahre hinein jede religiöse Regung unterdrückt hatten, sprachen wir mit dem Asienkenner Pater Bernardo Cervellera, dem Direktor der Agentur Asianews.

„Dass in der Mongolei die erste Priesterberufung reifte, besagt, dass auch in diesem Land so wie generell in ganz Asien ein großer Durst nach Gott herrscht, eine große Suche nach Berührung mit dem Heiligen und der Religion. Gerade die Völker unter dem Kommunismus waren gewohnt an einen Kult des Materiellen, heute aber sehen wir eine Renaissance der Religion.“

Die Mongolei ist ein riesengroßes, außerordentlich dünn besiedeltes Land mit weiten Steppen. Von den drei Millionen Einwohnern bezeichnen sich die Hälfte als Buddhisten, rund 40 Prozent als nicht religiös. Die verbleibenden zehn Prozent wiederum verteilen sich auf kasachische Muslime, Schamanismus und Christentum – mehrheitlich protestantisch. Erst seit 25 Jahren gibt es eine katholische Mission in der Mongolei. Pater Cercellera erklärt das religiöse Substrat:

„In der Mongolei missionarisch zu arbeiten, bedeutet, sich mit einer Grundkultur schamanischer Religiosität auseinanderzusetzen. Die Menschen sehen Priester als Punkt der Begegnung zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und Mensch. Und dann gibt es eine starke buddhistisch-tibetische Tradition. Wenn wir also jetzt erstmals einen mongolischen katholischen Priester haben, der dieser Kultur angehört und zugleich die Verkündigung von Jesus Christus erfahren hat, kann er tatsächlich eine Arbeit der Inkulturation vornehmen, auf kultureller und theologischer Ebene, die bei einem ausländischen Missionar schwieriger und langsamer vonstattengeht.“

Aus den ursprünglich 3 Missionaren wurden im Lauf der Jahre 66, die aus allen Kontinenten stammen. Auch dank deutscher katholischer Hilfswerke wie Missio Aachen unterhält die Kirche in der Mongolei mittlerweile sechs Pfarreien und fünf Außenstationen, außerdem einige Schulen und Kindergärten „Sehr langsam und geduldig“ ist die Kirche in der Mongolei gewachsen, erzählt Pater Cervellera.

„Auch über Freundschaft. Und indem den Kindern die Möglichkeit geboten wurde, zur Schule zu gehen oder eine Betreuung zu haben. Außerdem hat die Kirche auch den Frauen geholfen, denn dort herrscht Not, und die Kirche gab Männern und Frauen Arbeit. Sie kann nämlich in der Mongolei deshalb arbeiten, weil per Gesetz ausländische Organisationen eine bestimmte Quote einheimischer Arbeitskräfte anstellen müssen. So befördert die Kirche auf gewisse Weise auch das Wirtschaftswachstum im Land. Nach dem Fall des Sowjet-Reichs garantiert die Mongolei Religionsfreiheit. Dennoch ist man mit Blick auf Religionen, besonders auf importierte, etwas vorsichtig, manche Beglaubigung dauert sehr lang, es werden Bedingungen gestellt, und so weiter. Und doch, mit viel Geduld: die Kirche wächst.“

 

(rv 30.08.2016 gs)








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