2016-08-14 14:45:00

Österreich: Bischof verteidigt Roma


Zur Überwindung gegenseitiger Vorurteile und des gegenseitigen Misstrauens zwischen Roma und der Mehrheitsbevölkerung hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer aufgerufen. Scheuer stand am Sonntag dem Festgottesdienst in der Mariazeller Basilika bei der traditionellen Roma-Wallfahrt vor. In seiner Predigt sprach er ungeschminkt zahlreiche Probleme an, mit denen Roma in Österreich und Europa zu kämpfen hätten und warb zugleich für mehr gegenseitiges Verständnis. Dabei nahm er die Mehrheitsbevölkerung wie auch die Roma in die Pflicht.

Die Roma-Wallfahrt fand am Sonntag bereits zum 21. Mal statt. Die Pilgerreise der Roma (vor allem aus dem Burgenland) nach Mariazell weist eine jahrhundertlange Tradition auf, die während des NS-Regimes unterbunden und im August 1996 von den österreichischen Roma-Vereinen wieder ins Leben gerufen wurde.

Viele Roma würden inzwischen ohne Einschränkung am wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben teilnehmen, sagte Bischof Scheuer in seiner Predigt, andere lebten aus den verschiedensten Gründen aber noch immer in prekären Verhältnissen. Sie hätten oft nur sehr schwache Verbindungen in die gesellschaftlichen und sozialen Strukturen hinein. Vor allem beim Schulbesuch und später bei der Integration in den Arbeitsmarkt gebe es in diesen Fällen Probleme.

Scheuer erinnerte an den Appell von Papst Franziskus an die Roma, ihre Kinder in die Schule zu schicken. Die Zeit sei gekommen, um seit Jahrhunderten bestehende Vorurteile und gegenseitiges Misstrauen auszumerzen, die oft die Basis von Diskriminierung, Rassismus und Xenophobie seien, so der Bischof unter Verweis auf den Papst.

Größte transnationale Minderheit in Europa

Der Bischof sprach in seiner Predigt auch die europaweite Dimension an: Die je nach Angabe zwischen sieben und zwölf Millionen Roma bildeten die größte transnationale Minderheit in Europa. Seit etlichen Jahren sorgen Probleme um die Migration von Roma-Gruppen, vor allem aus Südosteuropa, für mediale Aufmerksamkeit. Besonders groß sei die Aufmerksamkeit, wenn Roma sich in Elendsvierteln oder Zeltlagern am Rande der Städte Europas niederlassen.

Hintergrund

Seit den 1990er Jahren bemüht sich die Katholische Kirche in Österreich verstärkt um die Roma und Sinti, sei es im Rahmen der Bischofskonferenz oder in einzelnen Diözesen wie im Burgenland. Viele Roma und Sinti sind römisch-katholisch, es gibt aber auch evangelische, orthodoxe und muslimische. Vor allem in den Städten wenden sich auch immer mehr Roma den Freikirchen zu.

Wallfahrten spielen in ganz Europa bis heute eine große Rolle unter den Roma und Sinti. Die bekannteste ist wohl jene in Frankreich nach Saintes-Maries-de-la-Mer zur schwarzen Sarah , zu der jährlich Tausende kommen. Aber auch Maria-Radna in Rumänien oder die schwarze Madonna in Altötting in Bayern sind neben der Muttergottes in Mariazell Ziele von Roma-Wallfahrten.

(kap 14.08.2016 mg)








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