2016-08-13 10:54:00

Vor 75 Jahren: Das Opfer des Maximilian Kolbe


In Zeiten des IS-Terrors klingt diese Geschichte auf einmal wieder bestürzend aktuell: Am 14. August vor genau 75 Jahren opferte sich der heilige Maximilian Kolbe (1894-1941). Der polnische Franziskaner starb im Hungerbunker des KZ Auschwitz anstelle eines Familienvaters, der von den Nazis eigentlich zum Hungertod bestimmt worden war.

Der US-amerikanische Franziskanerpater James McCurry ist ein Maximilian-Kolbe-Experte, er hat eine neue Biographie über ihn geschrieben. „Maximilian Kolbe ist ein Kind des 20. Jahrhunderts“, erklärt er im Interview. „Er hat all seine Katastrophen miterlebt: die Weltkriege, das Entstehen des totalitären kommunistischen Systems, die Explosion des Nationalismus in Japan, wo er zeitweise als Missionar wirkte, das Anwachsen des Säkularismus in den westlichen Gesellschaften. Er selbst verkörperte die Freiheit des Evangeliums gegenüber all diesen –ismen, welche die moderne Wissenschaft de-humanisiert haben.“

Ein Kind des 20. Jahrhunderts

Seine innere Freiheit demonstrierte der knorrige Pater vor allem zuletzt, als Gefangener der Nazis in Auschwitz. „Ende Juli 1941 mussten Maximilian und etwa sechshundert seiner Mithäftlinge einen Tag lang in der glühenden Hitze strammstehen, während zehn Männer ausgesucht wurden, die hingerichtet werden sollten – als Repressalie, weil ein Gefangener aus Auschwitz entkommen war. Maximilian Kolbe gehörte nicht zu den Ausgesuchten, aber einer der Ausgewählten war der polnische Soldat Franciszek Gajowniczek, und der rief laut: „Was wird jetzt aus meiner Frau und meinen Kindern?“ Und Pater Kolbe war so bewegt von der Bedrängnis dieses Familienvaters, dass er vortrat und den Kommandanten fragte, ob er nicht anstelle von Gajowniczek sterben könne. Der Austausch wurde genehmigt, und die zehn wurden in den unterirdischen Bunker verbracht, um zwei Wochen lang ohne Nahrung und Wasser dort eingeschlossen zu werden. Weil nach dieser Frist alle noch lebten, richteten die Nazis sie durch eine Injektion in ihre Venen hin. Das war am 14. August 1941.“

Der Familienvater, für den Maximilian Kolbe in den Tod gegangen war, überlebte – und wurde zu einem wichtigen Zeugen von dessen einzigartigem Martyrium. „Ich lernte Herrn Gajowniczek nach der Heiligsprechung Kolbes im Jahr 1982 sehr  gut kennen; er lebte bis 1995 und wurde letztlich 93 Jahre alt! Wir waren sehr enge Freunde. Und er sagte immer: Maximilian Kolbe ist gar nicht nur für mich gestorben, er starb für uns alle. Um uns allen ein Beispiel heroischer Nächstenliebe zu geben.“

Heroische Nächstenliebe

Ende Juli dieses Jahres hat der Papst während seiner Polenreise das Gelände des früheren Vernichtungslagers Auschwitz besucht. Dabei hielt er sich im sogenannten Stammlager von Auschwitz auch zehn Minuten lang schweigend im Hungerbunker auf.

„Papst Franziskus in völliger Stille in Maximilians Totenzelle beten zu sehen, hat mich innerlich stark berührt. Ich habe selbst diese Zelle sehr oft besucht, mit Gruppen von Franziskanern, mit Laien, auch privat. Diese Zelle zwingt einen zum Schweigen. Die Atmosphäre in dieser Zelle ist eine heilige: Hier wurde den Mithäftlingen, hier wurde auch mir und jetzt dem Papst gezeigt, dass das Gute über das Böse triumphieren kann. Maximilian Kolbe hat durch die Gnade Gottes einen Ort, den die Nazis zu einem Ort des Horrors, des Hasses und der Vernichtung bestimmt hatten, in einen Ort verwandelt, wo das Gute und die Liebe den Sieg davontragen.“

(rv 13.08.2016 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.