2016-08-12 13:36:00

Gaza: „Wir warten auf unsere Auferstehung“


Zwei Jahre nach dem letzten Krieg bereiten sich die Bürger in Gaza und im Westjordanland auf die palästinensischen Kommunalwahlen im Oktober vor. Im Gazastreifen sind die „Wunden“ des letzten Konflikts mit Israel noch auf Schritt und Tritt sichtbar, wie der Leiter von Caritas Jerusalem, Pater Raed Abusahlieh, im Interview mit Radio Vatikan sagt. Die Menschen in Gaza warteten weiterhin auf den Wiederaufbau vieler Häuser, die im Sommer 2014 bei Luftschlägen zerstört wurden. Die verarmten Stadtviertel in Gaza und die eingestürzten Gebäude sind das Resultat von israelischen Vergeltungsschlägen, nachdem die Hamas vor zwei Jahren monatelang Raketen in Richtung Israel gefeuert hatte. Caritas-Direktor Abusahlieh zur Lage in Gaza:

„Die Menschen sind enttäuscht, viele leiden an Depressionen. 80 Prozent der Menschen in Gaza leben unterhalb der Armutsgrenze. Die Arbeitslosenrate beträgt etwa 45 Prozent. Etwa eine Million Menschen, die in Gaza leben, sind unter 14 Jahre alt. Wir haben es also mit einer sehr jungen Gesellschaft zu tun.“

2005 haben im Gazastreifen zuletzt Kommunalwahlen stattgefunden. Zwei Jahre später übernahm die Hamas gewaltsam die Macht in der Küstenenklave – und verhinderte seither neue Wahlen.

„Beide Seiten – also Israel und die Hamas – haben keinen Schritt unternommen, um sich zu treffen und die Probleme aus den Weg zu räumen. Es wäre schon ein Fortschritt, wenn es ein offizielles Niederlegen der Waffen geben würde. Die Probleme müssten eigentlich an der Wurzel angepackt werden, doch stattdessen sieht es so aus, als ob man sich auf den nächsten Konflikt vorbereitet. Mir und vielen Beobachtern scheint das ein unausweichlicher Fakt.“

Doch wie es genau weitergehe, hänge sehr von den internationalen Entwicklungen der kommenden Monate ab, so P. Raed:

„Wir warten gespannt auf die Wahlen in den USA. Mit beiden Präsidentschaftskandidaten haben wir allerdings keine Hoffnung, doch als Christ, als Priester und als Katholik darf ich niemals die Hoffnung verlieren. Wir als Kirche haben das hier immer gemacht: Hoffnung auch in den schwierigsten Momenten zugesichert, sonst wären wir ja keine christliche Kirche. Wir warten auf unsere Auferstehung, und die wird irgendwann einmal kommen.“

(rv 12.08.2016 mg)








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