2016-08-05 14:34:00

Vatikan-Kardinal: Kann der Islam sich moderne Werte aneignen?


Die große Herausforderung für den Islam ist heute die Frage, ob er sich die Werte der Moderne zu eigen machen kann, die „unzweifelhaft christliche Wurzeln“ haben. Das denkt Kardinal Mauro Piacenza, der Großpönitentiar der Kirche; er äußerte sich in einem Interview mit dem Portal „acistampa“ nach der jüngsten Warnung von Papst Franziskus, Islam und Gewalt gleichzusetzen. Das Christentum habe eine „intensive Beziehung mit der Moderne“ gehabt, die geschichtlich und kulturell „noch nicht ganz gelöst“ sei. Piacenza sprach von einer beständigen Spannung im Christentum zwischen Treue zur Tradition und Öffnung hin auf die Werte der Moderne, die freilich christlich geprägt seien. Mit dem Islam könne das Christentum „einen großen und fruchtbaren Dialog vertiefen, weil viele menschliche Werte geteilt werden können“, sagte Piacenza.

Der Kardinal, der den Gnadengerichtshof der Kirche – die Pönitentiarie - leitet, empfahl ein Abgehen von einer „typisch europäischen“ Technik- und Wissenschaftsgläubigkeit sowie das öffentliche Gebet der Christen für den Frieden. „Wenn die politisch Verantwortlichen energisch bekennen, dass die Terrorakte nichts an unserer Art zu leben ändern, dass sie uns nicht von unseren Werten trennen, muss man sich fragen, ob wir weiterhin ohne Gott leben wollen, oder ob wir Gott annehmen wollen als Protagonisten des öffentlichen Lebens im Westen.“ Überhaupt könnte Integration von muslimischen Menschen nur mit einer „klaren kulturellen und religiösen Identität“ gelingen und nicht mit Konsumismus und Wohlstand.

Klare Kulturelle und religiöse Identität

Wie Papst Franziskus warnte Kardinal Piacenza davor, „einige Aspekte“ im Islam „zu verallgemeinern, auch wenn es sehr schwierig und mühsam ist“. Der Islam beginne damit, ein Nein zur jeder Form von Fundamentalismus zu signalisieren. „Diese Absage muss unmissverständlich und sofort sein“, sie brauche aber nicht in westlicher Sprache geäußert zu werden. Der Westen könne nicht verlangen, dass Angehörige anderer Kulturen sich westlicher kommunikativer Codes bedienten.

Papst Franziskus hatte sich auf dem Rückflug vom Weltjugendtag in Polen, wenige Tage nach einem mörderischen islamistischen Anschlag auf eine katholische Kirche in Nordfrankreich, zum Islam geäußert: „In meinen Augen ist es nicht richtig, den Islam mit Gewalt gleichzusetzen. Das ist weder gerecht noch ist es wahr“, sagte Franziskus. Gewalt und Fundamentalismus gebe es in allen Religionen, auch im Christentum. Die Worte des Papstes hatten für angeregte Debatten gesorgt. 

 

(acistampa/rv, 05.08.2016 gs)








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