2016-07-17 14:48:00

Franziskus: Hört eurem Nächsten zu!


Papst Franziskus hat bei seiner Katechese zum Tagesevangelium an diesem Sonntag angemahnt, trotz unseres hektischen Alltags dem Nächsten Gehör zu schenken und ihn als Person Ernst zu nehmen. Im Tagesevangelium geht es um den Besuch Jesu bei den beiden Schwestern Marta und Maria (Lukas 10,38-42). Während Marta damit beschäftigt ist, alles für den Gast vorzubereiten, sitzt ihre Schwester Jesu zu Füßen und hört ihm zu. Als Marta sich darüber beschwert, erklärt Jesus ihr, dass es nicht darauf ankomme, dass ein Gast auf leibliche Weise gut versorgt werde: „Es ist vor allem nötig, dass ihm zugehört wird, dass er als Person aufgenommen wird, mit seiner Geschichte, seinem Herz voller Gefühle und Gedanken, so dass er sich tatsächlich wie in einer Familie fühlen könne. Aber wenn du einen Gast empfängst und weiter mit deinen Tätigkeiten machst, du setzt ihn da hin, er schweigt und du schweigst, dann ist es als wäre er aus Stein. Ein Gast aus Stein. Nein! Dem Gast muss man zuhören. Sicher, die Antwort, die Jesus Marta gibt, wenn er ihr sagt, dass es nur eines brauche, entfaltet ihre volle Bedeutung in Zusammenhang mit dem Anhören des Wortes Jesu selbst, dieses Wortes, das erleuchtet und alles das, was wir sind und tun, unterstützt,“ so Papst Franziskus. Sogar das Gebet sei davon nicht ausgenommen, meint Franziskus. Nicht ausschließlich sprechen, sprechen, sprechen, sondern auch die Antwort Jesu zulassen: „Wir lassen ihn nicht zu unserem Herzen sprechen. Vergesst nicht: Zuhören ist der Schlüssel." 

Zuhören ist der Schlüssel

Um einen Gast würdig aufzunehmen, führt Franziskus den Gedankengang fort, brauche es nicht vieler Dinge, sondern es sei nur vonnöten, ihm zuzuhören und ein geschwisterliches Verhalten an den Tag zu legen, auf dass er sich als Familienmitglied fühlen könne, und nicht „in einem provisorischen Unterschlupf.“ Franziskus: „So verstanden, erscheint die Gastfreundschaft tatsächlich wie eine menschliche und christliche Tugend, eine Tugend, die riskiert, in der heutigen Welt vernachlässigt zu werden. In der Tat, die Altenheime und Hospize vervielfältigen sich, aber nicht immer wird in diesen Heimen auch eine reale Gastfreundschaft praktiziert.“ Umso mehr, als diese Heime zwar für Menschen geschaffen würden, die krank, einsam oder am Rand der Gesellschaft stünden, „aber die Wahrscheinlichkeit, jemanden zu finden, der bereit ist, zuzuhören, verringert sich für Ausländer, Ausgegrenzte und Ausgeschlossene.“

Auch in der eigenen Familie muss zuhören neu gelernt werden

Doch auch der eigene Familienverbund sei nicht davor gefeit, diese mangelnde Aufmerksamkeit dem Nächsten gegenüber zu leben, mahnt Franziskus am Schluss seiner Betrachtungen: „Sogar im eigenen Haus, inmitten der eigenen Familienmitglieder, kann es geschehen, dass man einfacher an Dienste und Pflege verschiedener Natur kommt, als an Aufmerksamkeit und Aufnahme.“

Der Papst betonte diesen Gedankengang eindrücklich, indem er vom vorbereiteten Redetext abwich und nochmals unterstrich: „Heute sind wir so beschäftigt, mit vielen Problemen, von denen einige gar nicht so wichtig sind, dass es zu Lasten unserer Fähigkeit geht, zuzuhören. Ich möchte euch eine Frage stellen: Ehemann: Hast du Zeit, deiner Frau zuzuhören? Frau: hast du Zeit, deinem Mann zuzuhören? Mann und Frau, habt ihr Zeit, euren Kindern zuzuhören? Den Großeltern? Den Alten? Ich bitte euch, zu lernen, zuzuhören, und ihnen mehr Zeit zu widmen. In der Fähigkeit des Zuhörens steckt die Wurzel für Frieden.“

(rv 17.07.2016 cs)








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