2016-07-15 16:52:00

Wenn Terror Kinderfragen aufwirft: www.frieden-fragen.de


Bilder des Terrors wie die aus Nizza, Brüssel, Istanbul oder Paris ziehen auch an Kindern und Jugendlichen nicht spurlos vorüber. Sie lösen oft schwierige Fragen aus und führen zu Angst und Verunsicherung. www.frieden-fragen.de ist eine der am meisten geklickten deutschsprachigen Kinderseiten im Internet. Dort können junge Menschen ihre Fragen zu den Themen Krieg und Frieden, Streit und Gewalt stellen.

Und das tun viele: 8000 mal wird die Seite jeden Tag angesteuert, rund 20 Kinderfragen pro Woche werden von den Pädagogen und Pädagoginnen beantwortet. Uli Jäger von der Berghof Foundation, die die Webseite betreut: „Wir haben sehr viele Anfragen von Kindern, aber auch von Jugendlichen, die einen ganz klaren Trend aufweisen, nämlich zunehmende Besorgnis und auch Ängste vor Gewalt, Krieg und natürlich auch terroristischen Anschlägen. Das macht Jugendliche extrem unsicher, mit diesen Situationen umzugehen - natürlich vermittelt über die Medien, aber eben auch dadurch, dass die Kriege im Nahen Osten in unmittelbarer Nähe sind. Das ängstigt Kinder in einem großen Ausmaß.“

So stellt beispielsweise Linus im Internet die Frage: „Hallo, wird es dieses Jahr den 3. Weltkrieg geben?“ Die Tübinger Berater antworten: „Viele Kinder und Jugendliche haben Angst, dass die Konflikte, von denen man in den Medien hört, größer werden. Aus heutiger Sicht ist es aber sehr unwahrscheinlich, dass es noch einmal in naher Zukunft einen Weltkrieg geben wird. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben viele Staaten gelernt, dass es nicht noch einmal so einen Krieg geben darf. Sie haben deshalb internationale Organisationen wie die UNO gegründet. Hier sprechen die Regierungsvertreter miteinander, und es soll verhindert werden, dass Konflikte mit Gewalt ausgetragen werden.“

Wege aufzeigen, die aus dem Gefühl der Ohnmacht herausführen

 „Warum gibt es Kindersoldaten?“, will ein Kind wissen, oder ein anderes: „Was ist ein gerechter Krieg?“ Ein Mädchen: "Wird es noch mehr Anschläge geben?" So und ähnlich hören sich die Kinderfragen an. UIi Jäger: „Zum einen versuchen wir natürlich, die Ängste nicht noch mehr zu schüren, indem wir sagen, dass ein Anschlag im Bereich Terrorismus zwar auf der einen Seite möglich ist - das dürfen wir nicht verleugnen. Es ist aber auf der anderen Seite sehr unwahrscheinlich, dass man dadurch Opfer und betroffen wird. Es ist wichtig, dass man  Wege aufzeigt, wie man sich auch engagieren kann, wie man aus dem Gefühl der Ohnmacht, des Nur-Zuschauens in eine Rolle kommt, um sich aktiv engagieren zu können.“

Nicht wenige Fragen, die auf der Website veröffentlicht sind, haben auch religiöse Anklänge, beobachtet Jäger: „Bei all diesen Fragen spielt immer eine Rolle die Differenzierung zwischen Gut und Böse. Warum ist diese Welt so, warum wird nicht geholfen, warum müssen Menschen Not leiden und Not erleiden? Und da spielt Religion eine sehr große Rolle. Bei der Frage, wie gehen wir damit um, versuchen wir, das zurückzuführen auf die Frage: Wie können wir Gutes tun, was ist das Gute? Da spielt immer die Frage des Glaubens und der Religion eine entscheidende Rolle.“

Attentate in großen europäischen Städten mit viele toten Zivilisten, darunter auch Kindern, ertrunkene Flüchtlinge im Mittelmeer, Bilder von ermordeten Menschen in Syrien oder im Irak - sind das die Bilder, die jetzt prägend für die heranwachsende junge Generation sein werden? Nochmals Uli Jäger, Programmverantwortlicher der Tübinger Berghof Foundation: „Ich glaube, dass es nicht eine Generation sein wird, aber sich prägende Geschehnisse vollziehen. Wir erleben zunehmend, dass Kinder, Schülerinnen und Schüler und auch Lehrer sich an uns wenden, in deren Klassen Abschiebungen von Kindern vonstattengehen sollen. Schülerinnen und Schüler erleben, wie Mitschüler abgeschoben werden in eine unsichere Zukunft. Das ist eine große Belastung und wirft große Fragen für sie auf.“

(rv 15.07.2016 mch)








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