2016-07-09 12:06:00

Buchtipp: Mehr als Schwarz und Weiß. 800 Jahre Dominikanerorden


Elias H. Füllenbach (Hg.): Mehr als Schwarz und Weiß. 800 Jahre Dominikanerorden. Verlag Pustet Regensburg, 2016, ca. 25 Euro.

„Mehr als Schwarz und Weiß“: Das verspricht einen Blick auch auf die Grautöne. Ein mutiger Ansatz ist es, den eine breit angelegte Einführung in das Wesen und Wirken der (schwarzweiß gewandeten) Dominikaner-Ordensfamilie da gewählt hat. Natürlich kommen die sozusagen bunten Seiten der Predigerbrüder durchaus zu ihrem Recht: Katharina von Siena, die mittelalterlichen Mystiker, die „Entdeckung“ des Rosenkranzgebets. Aber eben auch die Schattenseiten. Denn gerade die sind es ja, mit denen die 800 Jahre alte Ordensfamilie gern assoziiert wird: Stichwort Inquisition. Stichwort Judenmission. Nichts wird in diesem fundierten Band ausgespart, alles wird in seinen historischen Kontext gerückt.

Der Band begleitet eine Ausstellung, die noch bis zum 15. August im früheren Dominikanerkloster St. Blasius in Regensburg zu sehen ist. Schon diese Ausstellung ist sehr sehenswert: Eingerichtet in einem der größten Dominikanerzentren Deutschlands in seiner Blütezeit, kurz vor Luther, belegt sie die Furchtlosigkeit als einen der wesentlichen Grundzüge des Dominikanischen. Keine Angst vor dem Fremden: Ein Thomas von Aquin etwa suchte die inhaltliche, nicht-polemische Auseinandersetzung mit jüdischen oder arabischen Denkern. Keine Angst vor dem Lärm der Welt: Das rheinische Dreigestirn dominikanischer Mystiker des Mittelalters warnt vor dem Rückzug aus der Welt. Und keine Angst vor den Frauen: Der Dominikanerbaum hat einen männlichen und einen weiblichen Zweig.

Das Buch also, das die Ausstellung begleitet, ist doch zugleich etwas anderes und viel mehr als ein Katalog oder ein Begleitband. Er erlaubt das Kennenlernen von Geschichte und Geschichten aus bald einem Jahrtausend. Eine detaillierte, inspirierende Darstellung. Gleich zu Beginn überrascht, dass der Gründer Dominikus von Caleruega – anders als sogar sein Zeitgenosse Franz von Assisi – fast keinen schriftlichen Text hinterlassen hat. Und dass er, vielen umlaufenden Vorstellungen zum Trotz, seinen Orden keineswegs in erster Linie zur Bekämpfung häretischer Gruppen oder als Lehr- und Studienorden gründete, sondern positiv gewendet „zur Predigt“, zur Verkündigung des Glaubens. Kennzeichnend für den hl. Dominikus scheint die „Synthese“ zu sein: die Verbindung traditionellen Klosterlebens mit der Dynamik des Evangelisierens. Eine Verbindung, die auch heute noch ihren Sinn und ihre Attraktivität hat.

Ein Schwerpunkt der Darstellung liegt auf der Entwicklung des dominikanischen Wesens in Deutschland, besonders in Regensburg, wo Albertus Magnus im 13. Jahrhundert zwei Jahre als Bischof wirkte. Doch besonders interessant wird es immer dann, wenn das Grenzgängerische in der Ordens-DNA geschildert wird, etwa die vielschichtige Konfrontation und Begegnung mit dem Islam.

(rv 09.07.2016 sk)








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