2016-06-29 14:44:00

Türkei: Keine Chance auf EU-Mitgliedschaft?


Die Türkei hat nach Einschätzung des Jesuiten und Islamwissenschaftlers Felix Körner für lange Zeit ihre Chancen verspielt, Mitglied der Europäischen Union zu werden. Unter Präsident Recep Tayyip Erdogan habe das Land totalitäre Züge entwickelt, sagte der Professor der Päpstlichen Universität Gregoriana am Dienstagabend in Köln. Es sei nicht zu erwarten, dass die Türkei in den nächsten Jahrzehnten die Bedingungen an eine EU-Mitgliedschaft und die darin enthaltenen Anforderungen an die Menschenrechte erfülle. Nach den Worten von Körner, der sechs Jahre in der Türkei gelebt hat, profiliert sich Erdogan zunehmend wie Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk als Vaterfigur. Dazu benutze er dieselben Handlungsmuster und betreibe eine auf Nationalismus, Autoritarismus und Uniformismus ausgerichtete Politik. Während aber Atatürk einen laizistischen Staat angestrebt habe, installiere Erdogan den Islam als gestaltendes Element der Politik. Zudem agiere er im Unterschied zu Atatürk mit einem ausgeprägten Populismus.

Die Situation für die Kirchen im Land hat sich nach Einschätzung des Theologen aber nicht zum Schlechteren verändert. Ein behördliches Wohlwollen sei vielerorts zu spüren. Neu in den vergangenen Monaten sei aber, dass einige christliche Leitungsfiguren keine Verlängerung ihrer Aufenthaltsgenehmigung erhielten, möglicherweise weil sie als Spione und innere Feinde des Landes verdächtigt würden. Ansonsten könnten Christen Gottesdienste abhalten und Kirchen renovieren. In der Türkei gebe es keine Christenverfolgung, wohl aber mancherorts deren gesellschaftliche Diskriminierung als Fremde.

(kap 29.06.2016 cs)








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