2016-06-24 12:44:00

Papstbesuch in Armenien: Stimmen aus dem Osservatore Romano


Die Pastoralreise von Papst Franziskus nach Armenien ist eine günstige Gelegenheit, die Beziehungen zwischen der armenisch-apostolischen und der katholischen Kirche noch weiter zu stärken. Das hofft der vatikanische Ökumenekardinal Kurt Koch in einem Beitrag für den L´Osservatore Romano, der im Vorfeld der Reise veröffentlicht wurde. Kardinal Koch betont in seinem Artikel die ökumenische Bedeutung der Papstvisite, die durch seinen Aufenthalt in der Residenz des Katholikos der armenisch-apostolischen Kirche, genau 15 Jahre nach dem Heiligen Johannes Paul II., noch vertieft werde. Es seien die Gemeinsamkeiten und jüngsten Fortschritte in den ökumenischen Beziehungen, die durch den Papstbesuch unterstrichen werden sollten, betont Kurt Koch. Deswegen sei eines der zentralen Anliegen der Reise das gemeinsame Gebet, in einer Art Vorwegnahme einer Einheit, die erst noch erreicht werden müsse.

Ein wichtiges Zeichen sei erst jüngst mit der Erhebung des Heiligen Gregor von Narek in den Rang eines Kirchenlehrers gesetzt worden. Diese bedeute nicht nur „Einladung, sich mit dem spirituellen Schatz des armenischen Volkes“ vertieft auseinanderzusetzen, sondern sei auch insgesamt ein Zeichen für den „neuen Geist“, der die Beziehungen der Kirchen durchwehe.

Armenien, so erinnert der Kardinal, war die erste Nation überhaupt, die sich als ganze zum Christentum bekannte. Bereits im Jahr 301 wurde der damalige König Trdat III. vom heiligen Gregor von Narek oder „dem Erleuchter“ getauft; demselben Heiligen, den er zuvor 13 Jahre lang in einer Grotte unter dem Berg Khor Virap gefangen gehalten hatte. Dies sei der Beginn der Konversion eines ganzen Volkes gewesen, die neben dem Glauben an Christus Erlöser jedoch auch zu einer Reihe von Verfolgungen und Leiden für das armenische Volk führte. Sichtbares Zeichen des Martyriums des armenischen Volkes: die charakteristischen Steinkreuze, die allerorten zu finden seien. Es sei letztlich auch der gemeinsame Blutzoll, der die Ökumene ausmache, erinnert Kardinal Koch mit Verweis auf die drei letzten Päpste, Johannes Paul II., Benedikt XVI. und schließlich Franziskus selbst, der von einer „Ökumene des Blutes“ gesprochen habe. Am 12. April 2015 wurde im Beisein der beiden Katholikoi der armenisch-apostolischen Kirche und des Patriarchen der armenisch-katholischen Kirche während eines Gottesdienstes im Petersdom die Erhebung des armenischen Heiligen Gregor zum Kirchenlehrer gefeiert. Im Verlauf der denkwürdigen Zeremonie habe der Papst auf die Leiden des armenischen Volkes hingewiesen und deutlich vom „ersten Genozid des XX. Jahrhunderts gesprochen“, indem er sich auf die Vertreibungen und Verfolgung der armenischen Christen durch Truppen des Osmanischen Reiches im Jahr 1915 bezog, betonte Koch. 

Die Bedeutung dieser Worte Franziskus´ für das armenische Volk unterstrich auch ein anderer hochrangiger Kirchenvertreter im L´Osservatore Romano. Der armenisch-katholische Erzbischof Raphael Minassian betonte in seinem Gastbeitrag, wie der Papst bereits seit seinem Amtsantritt die Sympathien der Armenier gewonnen habe. Doch es sei jener 12. April 2015 gewesen, der die Sympathien in tiefe Verehrung und Dankbarkeit des gesamten Volkes gewandelt habe. Dies werde sich auch in den Reaktionen auf seine Visite zeigen, die als diejenige eines spirituellen Vaters bei seinen in der Welt verstreuten Kindern wahrgenommen werde. Vor allem die armenischen Katholiken im Land, etwa 160.000 an der Zahl, warteten mit Ungeduld auf ihren Hirten, um mit ihm gemeinsam aufs Neue in ihrem Glauben und in ihren Bestrebungen für Einheit und Versöhnung bestärkt zu werden.

Für Kardinal Leonardo Sandri, den Präfekten der Ostkirchenkongregation, bedeutet die Reise des Papstes an die Peripherien Europas eine Erinnerung an unsere eigenen christlichen Ursprünge. Ebenfalls im Osservatore schrieb er, die Reise stelle einen Tribut an das Martyrium dar, mit dem der Glaubensweg der zutiefst christlichen Armenier seit jeher verbunden gewesen sei. Er erinnerte in seinem Beitrag daran, dass es die Christianisierung des Landes gewesen sei, die ihm das Alphabet geschenkt habe. Gleichzeitig betont der Kardinal, dass Franziskus kein politisches oder soziales Ziel verfolge. Es sei vielmehr stets das Evangelium des Herrn, von dem aus er seinen Ausgang nähme und zu dem er zurück führen wolle. Diese Interessenlosigkeit sei es, die ihm den direkten Zugang zu den Herzen der Menschen garantiere und zu einer Versöhnung auch der gegensätzlichsten Positionen beitragen könne. 

(or 24.06.2016 cs)








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