2016-06-21 08:12:00

Experte: „Konzil ist Belastungsprobe für Ökumene“


Von den aktuellen innerorthodoxen inhaltlichen und kirchenpolitischen Differenzen, die rund um das Panorthodoxe Konzil deutlich wurden, ist auch der katholisch-orthodoxe Dialog mitbetroffen. Darauf hat der Orthodoxie-Experte und Pressesprecher der ökumenischen Stiftung „Pro Oriente“, Erich Leitenberger, in der deutschen Zeitung „Die Tagespost“ hingewiesen. Leitenberger sprach von einer „Belastungsprobe“ für die Ökumene, wobei sich die katholische Seite zweifellos „vor Besserwisserei hüten“ und für eine „Haltung respektvoller Solidarität“ optieren werde.

Ein Nebeneffekt bestehe zudem zweifellos darin, „dass man das Thema Synodalität umfassender wird sehen müssen, als dies bisher geschehen ist“. Leitenberger: „Die naive Vorstellung von Synodalität als Allheilmittel zur Lösung innerkirchlicher Probleme hält dem Test der Wirklichkeit nicht stand, wie sich jetzt anhand der Vorgänge um das ‚Heilige und Große Konzil’ der orthodoxen Kirche zeigt.“

Zweifellos gebe es zwischen dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel und dem Patriarchat von Moskau Spannungen, räumte Leitenberger ein. Die eigentlichen Bruchlinien verliefen aber anders, nämlich in der Haltung zum Ökumenismus, der für die Radikalkonservativen die „Grund- und Haupthäresie der Gegenwart“ darstellt. Wie Leitenberger unterstrich, richte sich die Kritik der Unzufriedenen in gleicher Weise gegen die den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios und wie auch den Moskauer Patriarchen Kyrill. In beiden Fällen seien auch deren Begegnungen mit Papst Franziskus in Jerusalem beziehungsweise in Havanna Motiv scharfer Angriffe gewesen.

Diese Ökumene-Bruchlinien innerhalb der Orthodoxie seien jetzt deutlich sichtbar geworden, sie müssten bearbeitet werden, forderte Leitenberger. Der Vorschlag des Bukarester Patriarchen Daniel, in regelmäßigen Abständen Panorthodoxe Synoden zu halten, sei in diesem Zusammenhang zu sehen.

Kein Heil außerhalb der orthodoxen Kirche

Der „Pro Oriente“-Pressesprecher erläuterte die innerorthodoxe Ökumene-Debatte, die rund um das Konzils-Dokument „Die Beziehungen der orthodoxen Kirche mit der übrigen christlichen Welt“ entbrannt ist. Er zitierte dabei den zum Patriarchat von Konstantinopel gehörende Erzbischof Job Getcha, der die konservative orthodoxe Position dermaßen beschrieb, dass es keine Notwendigkeit gebe, die Einheit der Kirche wiederherzustellen. Der einzige Weg bestehe darin, „dass die Häretiker und Schismatiker durch Buße zur einzigen Kirche zurückkehren, das ist die orthodoxe Kirche“.

Das Gebet der Orthodoxen für die „Einheit aller“ werde als Gebet für jene interpretiert, die zur wahren Kirche zurückkehren sollten. Demnach gebe es auch keine Kirchen und keine christlichen Konfessionen außerhalb der orthodoxen Kirche, die die einzige wahre Kirche sei; und deshalb gebe es auch keine „christliche Welt“ außerhalb der orthodoxen Kirche, wie der Titel des Konzilsdokuments suggerieren könnte.

Erzbischof Job habe zugleich betrübt hinzugefügt, dass die verschiedenen orthodoxen „provokanten“ Äußerungen in diesem oben genannten Sinne nicht nur eine „Ignoranz“ der Geschichte und der Entwicklung der ökumenischen Beziehungen und der bilateralen Dialoge im 20. Jahrhundert, sondern auch eine „totale Unkenntnis von Geschichte, Theologie und Kirchenrecht“ aufzeigen würden.

(kap 20.06.2016 sk)








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