2016-06-17 11:26:00

Konzil: „Moskau versucht zu blockieren“


Die Begründung des Moskauer Patriarchats für die Absage der Teilnahme am Panorthodoxen Konzil ist nicht ehrlich: So urteilt der Pressesprecher des Ökumenischen Patriarchats, Erzdiakon John Chryssavgis. In einem Beitrag für das New Yorker Ökumene-Portal „firstthings.com“ schreibt er, das Fernbleiben mehrerer Kirchen vom Konzil auf Kreta mache allerdings Meinungsverschiedenheiten und vorhandene Hintergedanken deutlich, die innerhalb der Orthodoxie bestünden.

„Eine Mehrheit von lokalen Kirchen hat den Wunsch, gemeinsam zu gehen - die wörtliche Bedeutung des Wortes Synode - und zur Einheit zu kommen, während eine Minderheit die ethnische Isolation wünscht“, so der grecoaustralische Theologe. Dennoch dürfe es keine Konzilsverschiebung wegen einer Minderheit geben, und die Teilnahme von nur zwei Dritteln der orthodoxen Kirchen entwerte das Konzil auch nicht.

Chryssavgis erklärte, dass Moskau bereits von Anfang an blockiert habe. „Die offiziellen Vertreter aller orthodoxen Kirchen haben die Idee der Konziliarität zwar prinzipiell unterstützt, aber einige haben versucht, den konziliaren Prozess in der Praxis zu blockieren. Insbesondere die Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchat) haben auf einer sehr engen Auslegung der Konsensregel bestanden, die für alle konziliaren Entscheidungen gelten sollte. Das Moskauer Patriarchat forderte eine totale Einstimmigkeit aller Kirchendelegationen und forderte sogar, dass auch jeder Bischof in jeder Delegation auf Linie ist. Eine derartige Auslegung des Konsensprinzips weicht ab von der Tradition der Kirche“, so der Theologe und Patriarchats-Sprecher.

Einstimmigkeit nicht erforderlich

Die Kirchengeschichte ergebe vielmehr einen anderen Befund, fuhr er fort. Die Entscheidungen in den Konzilen und Synoden seien „aufgrund von Mehrheitsbeschlüssen oder per acclamationem getroffen“ worden. Dies sei sogar innerhalb der russisch-orthodoxen Kirche der Fall. Historisch gesehen hätten konziliare Entscheidungen eine „breite Repräsentanz“ von Ortskirchenvertretern erfordert, jedoch nicht die Teilnahme der Vertreter aller Ortskirchen ohne Ausnahme.

Die Entscheidung des Moskauer Patriarchats, sich vom Konzil zurückzuziehen, verletze zudem die schriftliche Zusage vom März 2014, die noch im Januar 2016 bestätigt wurde. „Es ist eine grundlegende Annahme des internationalen Rechts, dass jede Partei, die sich weigert, an den Tisch zu kommen, ihr Recht aufgibt, bei der Abstimmung berücksichtigt zu werden. Auch im UNO-Sicherheitsrat, der für seine Mitglieder das beste Instrument ist, um ihre eigenen Hoheitsrechte und nationalen Interessen zu schützen, zählt die Stimme eines abwesenden Mitglied als Enthaltung. In Analogie dazu können die lokalen Kirchen, die nicht zum Konzil kommen, nicht das Ergebnis diktieren. Das wäre gegen alles, wofür die orthodoxen Kirchen im Hinblick auf das Prinzip der Konziliarität und der Einheit stehen“, so Chryssvagis abschließend.

(kap 17.06.2016 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.