2016-06-13 16:34:00

Richard Gere zu Obdachlosen: „Es kann jeden treffen”


Ein Hauch von Hollywood wehte an diesem Wochenende durch die Gemeinschaft Sant’Egidio in Rom. US-Schauspieler Richard Gere besuchte die „UNO von Trastevere“, um gemeinsam mit den Besuchern einer Suppenküche seinen neuen Film „Time Out Of Mind“, in dem er einen Obdachlosen spielt, anzusehen. Mit den Menschen dort sprach er über das Experiment, einmal selbst auf den Straßen von New York zu sitzen. Dabei habe er am eigenen Leibe erlebt, dass jeder schneller dieses Schicksal erleiden kann, als man denken möchte. Bereits am ersten Drehtag gab es eine 45-minütige Sequenz, während derer Gere auf der Straße sitzen musste. Er habe sich noch gefragt, ob er denn auch glaubwürdig sei als Obdachloser. Doch dann passierte es einfach mit ihm. Keiner würdigte ihn eines Blickes, obwohl dort auf der Straße ein berühmter Hollywood-Schauspieler saß. Er war plötzlich tatsächlich einfach ein Kerl auf der Straße, den niemand beachtete.

„Ich konnte bis ins Mark spüren, wie es sich anfühlt, losgelöst zu sein, nicht mehr zur Wirklichkeit dazuzugehören, zur Gesellschaft, zu Freunden, unsichtbar auf der Straße.“

Gere sei auch in Rom auf die vielen Obdachlosen aufmerksam geworden. Er lobte das unermüdliche Engagement der Einrichtung Sant´Egidio, das auch dringend nötig sei, denn rund 7.000 Menschen leben allein hier auf den Straßen, in ganz Italien etwa 50.000. Der 66-Jährige machte aber deutlich, dass in New York City an die 60.000 Obdachlose lebten, in den gesamten Vereinigten Staaten insgesamt wohl bis zu eine Million. Umso wichtiger sei es, diesen Menschen Aufmerksamkeit zu schenken, nicht achtlos vorbei zu gehen:

„Nicht Regierungen oder Geld heilen die Menschen, sondern Menschen selbst. Menschen sorgen sich um die Anderen, schauen ihnen in die Augen, du willst ihre Geschichte hören und sie wollen deine hören. Diese menschlichen Verbindungen heilen uns, auf emotionale, psychologische und auch physische Weise, es ist der Beginn einer vollständigen Heilung.“

Geres Erfahrung als Obdachloser auf Zeit machte ihm deutlich, wie schnell es ihn selber treffen könnte. Das, was uns Menschen ausmache, sei sehr delikat und könne sehr schnell zerstört werden, sagte er. Ganz schnell könne man selber auf der Straße landen. Der Unterschied zwischen denen, die scheinbar ein produktives Leben haben und denen, die verloren sind auf der Straße, sei sehr fragil.

„Das Zuhause ist etwas zutiefst Menschliches, nach dem wir alle suchen. Wo gehören wir hin? Wir alle stellen unsere Lebenswirklichkeit infrage und denken: Ob das alles war? War es das? Ich denke, es gibt ein tieferes, breiteres Zuhause, das Liebe und Mitgefühl vermittelt, das unser Zuhause ist. Ich denke, dass die meisten Obdachlosen es trotzdem irgendwie erhalten.“

(rv 13.06.2016 cz)








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