2016-06-09 11:29:00

Venezuela: „Maduro ist nicht zu halten“


Die Krise in Venezuela spitzt sich weiter zu. Erst am Dienstag gab es bei Protesten gegen die schlechte Versorgungslage Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei. Bald könnte es ein Referendum zur Amtsenthebung des Präsidenten geben, das die Opposition gefordert hat. Unterdessen werden Lebensmittel und Medizin knapp, die Inflation im Land nimmt weiter zu. Rainer Wilhelm, Länderreferent des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, war vor Kurzem in Venezuela und sprach mit Radio Vatikan über seine Eindrücke. Er sieht keine Zukunft mit Maduro und warnt vor einem Bürgerkrieg.

Drohende Hungersnot in einem der ölreichsten Länder der Welt. Lange wurde Venezuela von existenziellen Krisen verschont. Als in Argentinien, Brasilien und Chile Währungs- und Wirtschaftssysteme zusammenbrachen, profitierten die Venezolaner von den Einnahmen aus ihrem Erdöl. Doch eine hohe Korruption, der Ölpreisverfall und unbezahlbare Sozialprogramme machen dem Land zu schaffen, die Hyperinflation grassiert. Beobachter fürchten nun sogar einen Dominoeffekt für andere lateinamerikanische Staaten. Der jetzige Präsident Maduro würde ein Amtsenthebungsverfahren nicht akzeptieren. Rainer Wilhelm von Adveniat sieht dennoch schwarz für den Sozialisten.

„Was ganz klar ist, Maduro wird nicht zu halten sein. Es geht um die Frage des Neubaus einer Nation. Dafür sind politische und wirtschaftliche Reformen notwendig. Ganz wichtig ist die Versöhnungsarbeit. Es geht um Dialog, denn zurzeit ist das Land völlig polarisiert zwischen Chavisten und der Opposition. Da gilt es also auch zu schauen, wie man wieder zueinander findet und wieder eine Nation wird.“

Wichtige Vermittler zwischen den beiden Gegnern könnte ein runter Tisch unter der Führung des spanischen Ex-Premier José Luis Zapatero sein, weiß der lateinamerikanische Radio Vatikan-Journalist Luis Badilla Morales. Auch die katholische Kirche Venezuelas habe sich eingeschaltet, insbesondere bei dringenden Notversorgung mit Nahrungsmitteln und Medikamenten.

„In diesem Bereich zeigt die Kirche großen Einsatz, nicht nur intern, sondern auf internationaler Ebene. Die Hoffnung liegt in der Eröffnung eines Dialogs und einer Vermittlung, damit jegliche Gewalt ausgeschlossen ist.“

Eine friedliche Zukunft Venezuelas stehe und falle mit der von Zapatero angestoßenen Vermittlung zwischen Chavisten und Anti-Chavisten, meint der Journalist.

„Wenn sie es schaffen, beide Lager an einen Tisch zu bringen, wäre das sehr positiv für die Zukunft Venezuelas. Wenn aber dieses Armdrücken zwischen den beiden Oligarchien weitergeht, die nicht miteinander reden wollen, könnte die Zukunft für Venezuela – und auch für einen großen Teil Lateinamerikas – sehr heikel aussehen.“

Sehr heikel: diesen schlechtesten Fall beschreibt Rainer Wilhelm von Adveniat auch noch etwas genauer.

„Es ist eher unwahrscheinlich, dass es zu einem Putsch kommt. Ich denke aber, dass die Gefahr eines Bürgerkriegs nicht gebannt ist. In dem Land sind etwa fünf Millionen Waffen, die teilweise durch Chavez unter das Volk gebracht worden sind, denn er hatte immer Angst vor einer ausländischen Intervention und hat deswegen vorgesorgt.“

(rv/pm 09.06.2016 cz)








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