2016-06-09 11:11:00

D: Warnung vor Bischofsbashing


Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller fürchtet eine Welle von Denunziationen als Folge des neuen Papsterlasses, nach dem Bischöfe ihr Amt verlieren können, wenn sie etwa Missbrauchsfälle vertuschen oder in anderer Form ihr Amt nicht sachgerecht ausüben. „Ich sehe das positiv, aber ich habe eine Sorge, wenn man das Gesetz dann genauer liest, dass natürlich das auch Tür und Tor öffnet für Denunziationen“, sagte Schüller am Mittwoch im Deutschlandfunk. „Da müssen wir mal abwarten, wie das geht. Es kann nicht sein, dass jetzt ein Bischofbashing beginnt und jeder, der irgendwo mal nur einen Fehler macht, seines Amtes enthoben wird. Das wäre fatal.“

Schüller verwies dabei auf seine Zeit als Mitarbeiter des damaligen Limburger Bischofs Franz Kamphaus: „Da kamen jeden Tag von rechter und linker Seite Denunziationen, der Bischof würde sein Amt nicht sachgerecht ausüben.“ Trotz dieser Gefahr aber begrüßte Schüller die neuen Präzisierungen von Papst Franziskus, denn damit nehme dieser „die Bischöfe in die Pflicht, nicht wie Feudalherren zu herrschen, sondern wirklich ihr Amt ernst zu nehmen“.

Der neue Erlass ist aus Schüllers Sicht auch Zeichen eines ausgeprägten Machtbewusstseins: „Sympathisch, wie Papst Franziskus rüberkommt - und das ist gut für die Kirche, damit da kein falscher Zungenschlag reinkommt - aber er regiert zum ersten Mal wirklich mit der Gewalt, die er hat.“ Er führe die Kirche, so Schüller weiter, „wie ein absolutistischer Herr, das muss man so deutlich sagen“. Und diese Macht übe er auch aus, „stärker und strenger noch als seine bedeutenden Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI.“. So freundlich und jesuitisch Franziskus nach außen wirke, so entschieden sei er und auch sehr klar „in der Ausschöpfung seiner Machtfülle“.

(kna 09.06.2016 sk)








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