2016-05-29 12:08:00

Papst an Ständige Diakone: „Nicht den Priester nachäffen“


Die Farbe Weiß dominierte an diesem Sonntag auf dem Petersplatz: Mehrere tausend Ständige Diakone aus aller Welt begingen mit dem Papst und mit ihren Familien eine eigene Heilig-Jahr-Feier. Seit 1968 gibt es Ständige Diakone; sie dürfen verheiratet sein und einen Zivilberuf ausüben.

Die Predigt von Franziskus kreiste um den Begriff „Knecht Christi“, den er dem Galaterbrief des heiligen Paulus entnahm und konsequent auf das Diakonenamt bezog. Wer Jesus verkünde, sei automatisch ein Diener, und nur wer diene, verkündige Jesus, betonte der Papst.

„Der Jünger Jesu kann keinen anderen Weg gehen als den des Meisters, sondern wenn er ihn verkünden will, muss er ihn nachahmen, wie Paulus es getan hat: danach streben, Diener zu werden. Anders gesagt, wenn das Evangelisieren die Sendung ist, die jedem Christen in der Taufe übergeben wurde, dann ist das Dienen der Stil, mit dem diese Sendung gelebt werden muss, die einzige Art und Weise, ein Jünger Jesu zu sein.“

Franziskus ließ sich nicht darauf ein, das genaue Wesen des Diakonenamts in der Kirche begrifflich auf den Punkt zu bringen. Stattdessen deklinierte er ganz praktisch durch, was Dienst heute in der Kirche alles bedeutet. Punkt eins: Verfügbarkeit. „Wer dient, wacht nicht eifersüchtig über seine eigene Zeit, er verzichtet sogar darauf, der Herr seines Tagesablaufs zu sein... Wer dient, ist nicht Sklave des Terminkalenders, den er festlegt, sondern willig stellt er sich dem nicht Geplanten zur Verfügung: bereit für den Bruder oder die Schwester und offen für das Unvorhergesehene, an dem es nie fehlt und das oft die tägliche Überraschung Gottes ist.“

Auf diese „täglichen Überraschungen Gottes“ müsse ein Knecht ständig gefasst sein – ohne auf die Uhr zu gucken. Und auch „ auf die Gefahr hin, die verdiente Ruhe zu unterbrechen“. „Mir tut es im Herzen weh, wenn ich in den Pfarreien Dienstzeiten aushängen sehe: von soundsoviel bis soundsoviel Uhr. Danach? Keine offene Tür, kein Priester, kein Diakon, kein Laie, um die Leute zu empfangen. Das tut weh! Die Dienstzeiten vernachlässigen: den Mut dazu haben, die Dienstzeiten zu vernachlässigen!“

Punkt zwei: Milde. Das sei doch „eine der Tugenden des Diakons, nicht wahr?“, fragte Franziskus seine Zuhörer. Und setzte, vom vorbereiteten Predigttext abweichend, hinzu: „Wenn der Diakon milde ist, ist er ein Knecht und äfft nicht etwa den Priester nach...“ Ein wichtiger Punkt für den Papst: Diakone ahmen nicht den Priester nach, sondern Gott. „Denn Gott, der die Liebe ist, geht aus Liebe sogar so weit, uns zu dienen: er ist mit uns geduldig, gütig, immer bereit und wohlgesonnen, er leidet wegen unserer Fehler und sucht den Weg, uns zu helfen und uns besser zu machen. Dies sind auch die gütigen und demütigen Züge des christlichen Dienens, das darin besteht, Gott nachzuahmen im Dienst an den anderen...“ Wieder verbunden mit einer ganz praktischen Empfehlung: „Und niemals herumschreien: niemals!“

Die Heilig-Jahr-Feiern der Ständigen Diakone hatten Freitagnachmittag mit einer Begegnung der Diakone und ihrer Familien im Vatikan begonnen. Am Samstag besuchten sie den Petersdom und passierten auch die Heilige Pforte.

Diakone unterstützen in der Regel den Pfarrer und dürfen etwa taufen und predigen, nicht aber die Messe feiern oder Beichte hören. Die Diakonenweihe ist die erste der drei Weihestufen in der katholischen Kirche. Franziskus hat vor zwei Wochen mit der Ankündigung Aufsehen erregt, die Zulassung von Frauen zum Diakonat durch eine Studienkommission prüfen zu lassen. Damit löste er eine breite Debatte über Aufgaben und Amtsverständnis von Diakonen in der katholischen Kirche aus.

Derzeit gibt es in der katholischen Kirche nach jüngsten Angaben (2014) rund 45.000 Ständige Diakone. Seit 2005 ist ihre Zahl um ein Drittel gestiegen. Den größten Zuwachs verzeichnet Europa, wo demnach 15.000 Ständige Diakone wirken. In Deutschland gibt es derzeit (2014) gut 3.200 Ständige Diakone, in Österreich sind es rund 700 (amtliche Statistik 2014).

(rv 29.05.2016 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.