2016-05-29 11:45:00

D: 100. Katholikentag in Leipzig beendet


Mit einem feierlichen Abschlussgottesdienst ist am Sonntag der 100. Deutsche Katholikentag in Leipzig zu Ende gegangen. Seit Mittwoch waren mehrere zehntausend Teilnehmer unter dem Leitwort „Seht, da ist der Mensch“ in der sächsischen Messestadt – einer Hochburg der Konfessionslosen – zu Gast. Der nächste Katholikentag findet 2018 in Münster statt.

In seiner Predigt während der Eucharistiefeier vom Sonntag forderte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, den ganzen Menschen in den Blick täglichen Handelns zu nehmen. „In Jesus von Nazareth wird der Bruder aller Menschen sichtbar. In seinem Gesicht leuchtet jedes menschliche Antlitz auf, vor allem der Geschlagenen, Geschundenen und Verwundeten.“

Der 100. Katholikentag erinnere daran, dass in der langen Geschichte der Katholikentage Laien, Verbände und die sozial in der Kirche engagierten Gruppen mit dafür gesorgt hätten, den Blick auf die ganze Wirklichkeit der Kirche und des Menschen nicht zu verlieren, „ein Blick auf Leib und Seele, auf Himmel und Erde, auf das, was den Menschen betrifft, rettet und befreit“. Deshalb gelte es, Dank für 100 Katholikentage zu sagen und zu hoffen, dass noch viele Katholikentage folgen werden.

„Flüchtlinge nicht in den Krieg zurückschicken“

„Es kann keine Gottesverehrung aus einer christlichen Perspektive geben, die nicht auch den Menschen in diese Verehrung mit hineinnimmt. Es ist immer eine Verkürzung der Botschaft Christi, wenn wir Mauern bauen, die Sicht auf den anderen verlieren, wenn wir nur an uns denken, was wird aus mir, aus meiner Pfarrei, aus meinem Leben? Wir müssen fragen: Was wird aus den Menschen? Was wird aus der Erde? Wir sind berufen, möglichst allen Menschen die Perspektive der Hoffnung zu schenken.“

Ausdrücklich ging Kardinal Marx auf die aktuelle politische Lage und die Flüchtlingssituation ein. Die Kirche könne und wolle den Staat nicht ersetzen. „Aber es gibt eine christliche, vom Evangelium her inspirierte Politik. Deshalb wollen wir in unsere Gesellschaft Prinzipien des Evangeliums einbringen, auch in die gegenwärtigen politischen Auseinandersetzungen. Wir wollen Politik möglich machen, aber nicht den Politiker ersetzen“, so Kardinal Marx. Das gelte in besonderer Weise mit Blick auf die Flüchtlinge: „Hier gibt es Prinzipien, an denen wir nicht rütteln, diese Prinzipien verstehen wir vom Evangelium her: Wenn jemand an unsere Grenzen kommt, wird er menschenwürdig behandelt, dann bekommt dieser Flüchtling ein faires Verfahren und niemand wird zurückgeschickt in eine Situation, in der Krieg oder Verfolgung herrschen.“

„Wir machen das Evangelium nicht abhängig von Umfragen“

Kardinal Marx fügte hinzu: „Wir müssen alles dafür tun, dass die europäische Grenze nicht eine Grenze ist, an der mehrere tausend Menschen im Jahr ertrinken. Das dürfen wir nicht zulassen! Wir wollen deshalb Politik aus dem Geist des Evangeliums möglich machen.“ Das Evangelium sei Provokation, aber eine heilsame Provokation, sagte Kardinal Marx.

Für den Christen gehe es um die Verkündigung der allumfassenden Barmherzigkeit Gottes. „Wir machen das Evangelium nicht abhängig von Meinungsumfragen oder Stimmungen, sondern wir versuchen, die ganze Kraft des Evangeliums in die Gesellschaft hineinzutragen.“

(dbk/rv 29.05.2016 sk)








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