2016-05-23 10:41:00

Syrien: Bauen, um zu bleiben


In den neunziger Jahren war es Sarajewo. Heute ist es Aleppo: eine Stadt, in der man eigentlich nicht mehr leben kann, nur noch sterben. „Die Menschen trauen sich nicht mehr auf die Straße oder in die Schule“, sagte der in der syrischen Stadt tätige Franziskanerpater Ibrahim Alsabagh am Sonntag der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur. Es gebe nirgends Sicherheit, die Raketen schlügen überall und in jedem Moment ein. „Sie treffen auch Moscheen, Kirchen, Krankenhäuser und Wohnhäuser“, so der Geistliche.

Dagegen klingt das, was der griechisch-melkitische Bischof von Aleppo im Gespräch mit Radio Vatikan sagt, nach dem sprichwörtlichen Pfeifen im Wald. Nein, die Christen gäben nicht auf, sie wollten in der Stadt bleiben. Damit kann Bischof Jean-Clément Jeanbart natürlich nur die Unglücklichen meinen, die nicht längst geflohen sind. Er wolle nun ein Projekt umsetzen, das er schon seit längerer Zeit geplant habe: „Bauen um zu bleiben“, heißt die Initiative. Sie will die Christen in Aleppo dazu ermuntern, neue Wohnhäuser zu bauen, was erstens neue Arbeitsplätze schafft und zweitens die Christen dazu bewegt, in Aleppo zu bleiben. Natürlich braucht Jeanbart dazu materielle Hilfe aus dem Westen.

„Seit vier Jahren leben wir in einer katastrophalen Situation. Es gab so viele Zerstörungen, viele Stadtviertel sind in den Händen der Terroristen. Wir leben jeden Tag in der Angst, von Bomben und anderen Waffen getötet zu werden“, so der Bischof. Bei zwei Raketeneinschlägen in die derzeit als Seniorenheim genutzte Franziskanerschule Aleppos sind am Samstag eine Person getötet und zwei weitere verletzt worden. Bei den Opfern handelt es sich um ältere Menschen, die seit Mai 2015 in den Räumen der Schule untergebracht waren. Wer für den Beschuss verantwortlich ist, ist derzeit noch unklar.

Trotzdem, der Bischof insistiert: Jeder im Westen könnte etwas für die Christen in Aleppo tun. An Geld denkt er da, an Gebet natürlich – und an politische Unterstützung. „Ich rufe alle Menschen guten Willens auf, Druck auf Politiker auszuüben, um endlich etwas für die Menschen in Syrien zu unternehmen. Es ist wichtig, dass die Regierungen aus dem Ausland eingreifen und etwas tun, damit der Krieg aufhört. Es braucht konkrete Schritte, damit die Waffenlieferungen und Kriegshandlungen aufhören!“

In der zweitgrößten Stadt Syriens liefern sich regierungstreue Truppen und dschihadistische Rebellen seit Wochen heftige Gefechte.

(rv/kna 23.05.2016 mg)








All the contents on this site are copyrighted ©.