2016-05-20 13:37:00

Franziskus: „Wahrheit, aber immer mit Verständnis für den Sünder“


Wer eine Wahrheit Gottes ausspricht, darf zugleich niemals Verständnis für menschliche Schwächen vermissen lassen. Darauf hat Papst Franziskus bei der Morgenmesse an diesem Freitag hingewiesen. Im Tagesevangelium spricht Jesus mit den Schriftgelehrten über Ehebruch: In der Absicht, ihm eine Falle zu stellen, fragen die Pharisäer ihn, ob ein Mann seine Frau aus der Ehe entlassen dürfe. Gott habe den Menschen als Mann und Frau geschaffen, entgegnete Jesus, darum werde der Mann Vater und Mutter verlassen, „und die zwei werden ein Fleisch sein“. Was aber Gott verbunden habe, „das darf der Mensch nicht trennen“.

„Jesus antwortet mit einer unumstößlichen Wahrheit. Jesus verhandelt nie über die Wahrheit. Dieses kleine Grüppchen erleuchteter Theologen aber verhandelte über die Wahrheit und schnitt sie zurück auf Einzelfälle. Jesus verhandelt nie über die Wahrheit! Und das ist die Wahrheit über die Ehe – es gibt keine andere.“

Indessen sei Jesus freilich derart barmherzig und groß, dass er einem Sünder niemals die Tür vor der Nase zuschlage. Deshalb beschränke er sich nicht darauf, die Wahrheit Gottes in Erinnerung zu rufen, sondern frage die Schriftgelehrten auch, was Moses im Gesetz festgelegt habe. „Sie sagten: Mose hat erlaubt, eine Scheidungsurkunde auszustellen und die Frau aus der Ehe zu entlassen“, heißt es im Evangelium. „Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben.“ Jesus unterscheide also zwischen Wahrheit und „menschlicher Schwäche“, erklärte Franziskus.

„In dieser Welt, in der wir leben, mit dieser Kultur des Vorläufigen, ist die Wirklichkeit der Sünde sehr stark. Jesus aber sagt mit Moses: Es gibt die Härte des Herzens, es gibt die Sünde, aber man kann etwas tun: Vergebung, Verständnis, Begleitung, Integration, Unterscheidung dieser Fälle. Aber die Wahrheit wird niemals verkauft! Jesus ist dazu in der Lage, dieser große Wahrheit zu sagen und gleichzeitig sehr verständnisvoll mit den Sündern und Schwachen zu sein.“

Er genüge, sich den Umgang Jesu mit der Ehebrecherin zu vergegenwärtigen, die gesteinigt werden sollte, so Franziskus; „auch ich verurteile dich nicht, geh hin und sündige nicht mehr“, sagte Jesus zu der Frau.

„Jesus möge uns lehren, im Herzen ganz die Wahrheit anzunehmen und zugleich viel Verständnis für unsere Brüder und Schwestern zu haben, die in Schwierigkeiten sind. Das ist ein Geschenk, und es ist der Heilige Geist, der uns das lehrt, nicht etwa die erleuchteten Doktoren, die die Fülle Gottes auf Einzelfälle herunterbrechen wollen. Gott möge uns diese Gnade gewähren.“

(rv 20.05.2016 gs)








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