2016-05-19 16:36:00

Österreich: Die Kirche gibt keine Wahlempfehlung ab


Ordnungsruf für einen politisch exponierten Weihbischof: Die katholische Kirche in Österreich hat keine Wahlempfehlung für die bevorstehende Stichwahl zum Amt des Bundespräsidenten abgegeben und wird das auch nicht tun. Das schreibt in einer Stellungnahme Kardinal Christoph Schönborn von Wien, der Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz. Am Mittwoch hatte der Salzburger Weihbischof Andreas Laun in einem Online-Beitrag offen für die Wahl des rechtspopulistischen FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer geworben. Zwar habe auch ein Bischof das Recht, eine Wahlempfehlung abzugeben, so Schönborn, dennoch habe die Kirche in Österreich stets auf Wahlempfehlungen verzichtet. Sinnvoll sei das besonders bei der nun anstehenden Bundespräsidentenwahl, weil bei der Stichwahl am Sonntag „das erste Mal in der Geschichte der Zweiten Republik kein katholischer Kandidat teilnimmt“.

Er rufe „alle Vertreter des katholischen Lebens auf, in ihren Wortmeldungen auch auf ihren Stil zu achten und Andersdenkende nicht zu verurteilen“, so Schönborn weiter. Launs Einlassung trug als Titel die Frage „Wie gehirngewaschen sind Christen?". Schönborns betonte,  es sei „völlig legitim, wenn auch bei dieser Wahl Katholiken zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, was die Wählbarkeit der einzelnen Kandidaten betrifft“. Allerdings könne sich eine gute Wahlentscheidung „nicht nur auf Aussagen der Kandidaten zu Kernanliegen der Kirche wie dem Lebensschutz beziehen, sondern muss auch viele andere Komponenten einbeziehen wie die Haltung der Kandidaten zu den Schwachen der Gesellschaft, zu denen auch die Migranten gehören, zur Zusammenarbeit in Europa, zur Verantwortung Österreichs in der internationalen Staatengemeinschaft“.

Am Sonntag stellen sich der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer und der von den Grünen unterstützte Alexander Van der Bellen der Stichwahl zum höchsten Amt der Republik Österreich. Weihbischof Laun bezeichnete Van der Bellen als „linksextrem“ und fügte hinzu, der frühere Wirtschaftsprofessor stehe „in allen heiklen und gefährlichen Fragen, vom Lebensschutz über die Gottesfrage bis Gender auf der falschen Seite". Was man von Hofer höre, sei hingegen „vernünftig und in Ordnung", so Laun. Hofer hatte bereits 2009 erklärt, er sei aus Ärger über „linkskatholische Strömungen“ aus der katholischen Kirche ausgetreten.

Bei der ersten Wahlrunde zum Amt des Bundespräsidenten vor einem Monat errang der 45-jährige Hofer einen Überraschungserfolg. Österreich hat im Vorjahr zum Missfallen der FPÖ und zahlreicher Bürger eine große Zahl von Flüchtlingen und Migranten aufgenommen.

(pm 19.05.2016 gs)








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