2016-05-15 13:51:00

Lehmann: „Ich wäre zufrieden, wenn es die erste Diakonin gibt“


In der Debatte über ein mögliches Diakonat der Frau hat sich der scheidende Mainzer Kardinal Karl Lehmann offen gezeigt. In einem ausführlichen Interview mit dem „Deutschlandfunk“ sagte er auf die Frage, wann es die erste Bischöfin von Mainz geben werde: „Ich wäre schon mal zufrieden, wenn es die erste Diakonin gibt.“ Er habe selber erlebt, „wie in Rom dann auch etwas zustande gekommen ist, mit dem Ausschluss der Frau vom Priesteramt, da weiß ich nicht, ob man da einen Wandel erwarten kann“. Lehmann sagte, er schaue auf die „Dinge, die man ohne allzu große Schwierigkeiten, ohne Spaltungen in der Kirche erreichen kann, und da gibt es noch viel zu tun“.

Weiters streifte das Interview die Themen „Amoris laetitia“, den umstrittenen Dialog mit der populistischen AfD in Deutschland und den Dialog mit dem Islam. So konstatierte Lehmann, dass das Papst-Schreiben „Amoris laetitia“ und die darin in Aussicht gestellte Einzelfallprüfung im Blick auf den Sakramentenempfang für wiederverheiratet Geschiedene zwar nicht zu spät, „aber spät“ gekommen sei.

Den Dialog mit der Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) lehnt Lehmann zum gegenwärtigen Zeitpunkt ab: „Da würde ich also im jetzigen Stadium nicht mitmachen, obwohl es mich beunruhigt, dass zwölf Prozent der Wähler da sind natürlich.“ Der Kardinal schränkte aber zugleich ein: „Vielleicht ist die Zurückweisung allein auf die Dauer kein Heilmittel.“ Lehmann sieht auch Versäumnisse, von denen die AfD profitiere: „Wir haben sicher auch vor lauter Blick auf Europa, Globalisierung und so fort manchmal die Verwurzelung der Leute in ihrer heimatlichen Kultur und so weiter etwas versäumt.“

Vor dem Islam habe er keine Angst, betonte Lehmann. Ein Grund sei, dass er sich schon im Studium und auch darüber hinaus mit dieser Religion beschäftigt habe. „Angst hat man vor etwas, was man nicht kennt.“ Aber auch die „unglaublichen Grausamkeiten“ der Terrormiliz IS flößten Angst ein. Noch sehe er keinen neuen europäischen Islam, der die Herausforderungen der Demokratie aufnehme. „Aber ich hoffe, dass es so etwas gibt.“

Lehmann war von 1987 bis 2008 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Sein 80. Geburtstag wird am Pfingstmontag in Mainz mit einem Festgottesdienst im Dom und einem Festakt begangen. Die Festrede hält EU-Parlamentspräsident Martin Schulz. Der Kardinal geht davon aus, dass Papst Franziskus sein altersbedingtes Rücktrittsgesuch annimmt und der 80. Geburtstag sein „letzter Arbeitstag” als Bischof von Mainz ist.

Lehmann steht seit bald 33 Jahren an der Spitze des Bistums Mainz. Von 1987 bis 2008 war er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Anfang 2001 erhob ihn der damalige Papst Johannes Paul II. zum Kardinal. Beobachter erwarten, dass Papstbotschafter Nikola Eterovic in dem Gottesdienst die Annahme von Lehmanns altersbedingtem Rücktrittsgesuch durch Franziskus bekanntgegeben wird. Bei Kardinälen ist dies mit 80 Jahren üblich.

 

(kap 15.05.2016 cz)








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