2016-05-12 14:06:00

Patriarch Sako: „Auf die Menschen vor Ort hören“


Wie gefährlich das Leben in Syrien und dem Irak nach wie vor ist, zeigt der jüngste Autobombenanschlag auf einen Markt in Bagdad durch die Terrormiliz Islamischer Staat. Dabei wurden 60 Menschen getötet, über 80 Menschen verletzt. Radio Vatikan sprach mit dem chaldäischen Patriarchen Louis Raphaël Sako im Anschluss an den Anschlag. Für eine Friedenslösung in Syrien und dem Irak kommt die internationale Gemeinschaft in seinen Augen nicht um intensive Gespräche mit den Menschen vor Ort herum.

„Der Tod ist zum Alltag geworden. Die Explosionen gibt es ja nicht nur in Bagdad, sondern auch an anderen Orten. Es gibt ein Machtvakuum: Die Regierungsbildung ist noch nicht vollendet, das Parlament gescheitert. Außerdem gibt es viel Korruption. Die Zukunft ist völlig offen. Es ist schon ein Wunder, dass überhaupt noch alles funktioniert – trotz der Explosionen und des Chaos, aber die Menschen sind müde und verlieren die Geduld. Deshalb brauchen wir konkrete Aktionen, um diese Tragödie zu beenden, die Flucht der Christen, aber auch der anderen aufzuhalten.“

Erst am Dienstag hat Papst Franziskus anlässlich des Tages der Freundschaft zwischen Kopten und Katholiken in einem Brief an das Oberhaupt der Kopten, Patriarch Tawadros II., die Christen in Nahost seines täglichen Gebetes versichert. Gleichzeitig hatte er seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass die internationale Gemeinschaft „weise und gerecht“ auf die herrschende Gewalt antworten möge. Der Papst, so Patriarch Sako, verhalte sich wie ein Hirte gegenüber den Christen dort, wie ein Vater sei er ihnen sehr nahe. Doch auch die Internationale Gemeinschaft müsse in einen intensiven Austausch mit den Menschen vor Ort gehen, um konkrete Hilfe zu leisten.

„Es gibt keine Vision, denn die Länder handeln nur nach ihren eigenen Interessen und berücksichtigen dabei nicht die betroffenen Völker. Wer weiß denn besser, wie unsere Lage ist, als wir selbst? Sie müssen uns also zuhören, um zu sehen, wie man es angehen muss. Diese Kriege dauern ja schon Jahre und es ist nicht einfach damit getan, den IS zu besiegen, da folgen noch andere Probleme. Denn die Häuser der Menschen liegen in Trümmern, es gibt kein Geld, um sie wieder aufzubauen, es gibt keine Arbeit. Diese Menschen gehen fort, sie verlassen das Land. Zurück bleiben kriminelle Banden. Noch gibt es keine echte, gerechte Lösung.“

Die Waffenruhe in Syrien wird immer wieder gebrochen und während die Verhandlungspartner in Genf um eine Friedenslösung ringen, verschlechtert sich die humanitäre Lage im Land zunehmend.

„Dieser Waffenstillstand ist sehr instabil. Die Menschen wollen Frieden und Stabilität. Wir müssen den Menschen helfen, auf zivile Art miteinander zu sprechen und für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Sicher müssen der Frieden und die Stabilität im Land gesichert werden. Doch es braucht vor allem einen echten und verantwortungsvollen Dialog.“

(rv 12.05.2016 cz)








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