2016-05-08 14:09:00

Tschechien: Merkels Willkommenskultur hat „Angst" erzeugt


Der Prager Kardinal Dominik Duka nimmt sein Land gegen den Vorwurf mangelnder Aufnahmebereitschaft für Flüchtlinge in Schutz. Im Interview der Zeitung „Lidove noviny" (Samstag) gab er Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Mitschuld an einer Spaltung der deutschen Gesellschaft und an der Angst der Europäer vor den Flüchtlingen.

„Ich denke, dass einen großen Anteil an dieser Angst genau jene Leute haben, die sagen: Wir nehmen alle auf. Wer hat denn die Spaltung der deutschen Gesellschaft provoziert?", fragte der Kardinal unter Hinweis auf Merkels Willkommenskultur. Es sei die deutsche Kanzlerin gewesen, die „eine Reihe grundlegender Prinzipien der Europäischen Union, Fragen der Sicherheit und Schengen unterminiert" habe. Das seien Eingriffe mit Folgen gewesen.

Mittlerweile sei es zu einer Umkehr gekommen, so Duka: „Wir alle sehen, wie jetzt die EU spricht, wie der Chef der EU-Kommission Juncker, wie Merkel oder Österreich reden. Die Entwicklung hat uns Recht gegeben", sagte der Prager Erzbischof.

Tschechien sei nicht in der Lage, große Mengen von Flüchtlingen aufzunehmen, betonte Duka. „Wir haben hierfür keine Tradition und auch keine Leute, die mit den Flüchtlingen kommunizieren könnten." Als Beispiel führte er an: „Wie viele Arabisten haben wir? Wir haben Akademiker, die sicher nicht die Universitäten und Institute für Orientalistik verlassen würden, um als Freiwillige in Flüchtlingslagern zu arbeiten."

Duka macht in dem Interview zudem bestimmte Unterschiede zwischen den europäischen Katholiken und Papst Franziskus in der Flüchtlingsfrage aus: „Die Empfindsamkeit von Franziskus für die soziale Problematik ist eine andere als unsere in Europa." Das habe mit der Herkunft des Papstes aus Lateinamerika zu tun; dort sei die Schere zwischen Armen und Reichen sehr viel größer.
(kna 08.05.2016 gs)








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