2016-04-20 15:28:00

Tschernobyl-Betroffene beim Papst


Fast auf den Tag genau dreißig Jahre nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl hat Papst Franziskus heute sogenannte ‚Liquidatoren‘ aus Weißrussland und der Ukraine empfangen. Diese Arbeiter waren die ersten, die nach der Katastrophe ungeschützt am Unfallort gearbeitet haben. Papst Franziskus hat bei der Generalaudienz 50 Helfer persönlich begrüßt. Der Papst wörtlich: „Wir erneuern unsere Gebete für die Opfer dieses Unglücks und drücken den Helfern unsere Anerkennung aus.“

„In den ersten Tagen war das schlimmste für die Menschen vor Ort, dass niemand wusste, was Sache ist. Ich gehörte zu einem Team von vier Menschen, das Luft- und Bodenproben nehmen musste. Von den vier Menschen unseres Teams leben heute noch zwei.“

Michail Obrasov war 1986 und 1987 sogenannter Liquidator in Tschernobyl. Aufgrund seiner Arbeit und Erkenntnisse konnte die erste Karte angefertigt werden, auf der das Ausmaß der radioaktiven Verstrahlung überhaupt sichtbar wurde.

„Unsere Arbeit war wichtig. Aber jede Arbeit hat auch ihren Preis, und dieser Preis sind unsere toten Freunde. Auch für Sie haben wir heute den Papst getroffen.“

30 Jahre sind vergangen seit der Katastrophe von Tschernobyl. Viele Spätfolgen zeigen sich erst jetzt. Die Krebsrate unter den Ersthelfern, den Liquidatoren, steigt konstant. In der öffentlichen Wahrnehmung spielt dieses Thema heute keine große Rolle mehr. Umso wichtiger, dass die Liquidatoren vor dem Papst und der Weltöffentlichkeit sprechen konnten. Lubuv Negatina leitet das Tschernobyl-Geschichtszentrum in der Ukraine:

„Es ist das erste Mal, dass das Wort Tschernobyl auf dem Petersplatz ausgesprochen wurde, für uns eine wichtige Anerkennung der Arbeit und des Schicksals der Opfer und auch der Liquidatoren.“

Michail Obrasov konnte 30 Jahre nach seinem Einsatz dem Papst persönlich davon berichten. Er überreichte Franziskus zwei Geschenke. Eine Glocke, die an die Arbeit seiner verstorbenen Kollegen erinnert, und die Landkarte der Region, der er im Jahr 1986 mit seinen Kameraden angefertigt hat. Die erste Karte, die die Verstrahlung rund um Tschernobyl zeigt. Die Karte, deren Erstellung aber auch seine Freunde das Leben gekostet hat.

„Zum Zeitpunkt des Unglücks war ich jung. Heute bin ich alt und grau. Und das ist etwas sehr Positives, viele unserer Freunde haben es nicht so weit geschafft.“

Gerade auch deshalb ist ihm das Treffen mit Papst Franziskus so wichtig.

„Wenn ich sage, das Treffen hat eine große Bedeutung, wäre das stark untertrieben. Die Bedeutung lässt sich für uns nicht in Worte fassen. Es ist uns sehr wichtig, dass Menschen aus der ganzen Welt heute an der Audienz teilgenommen haben, denn nur gemeinsam mit der Weltgemeinschaft können wir die Erinnerung an Tschernobyl am Leben halten. Durch den Papst haben heute Millionen Menschen von unserem Schicksal erfahren.“

Zwei Liquidatoren haben bei der Audienz mit Franziskus persönlich gesprochen. Einer aus der Ukraine, und Michail Obrasov als Vertreter von Weißrussland. Der Papst hat versichert, dass die katholische Kirche bereits viel getan hat, um die Opfer von Tschernobyl zu unterstützen, dass sie aber auch in Zukunft viel tun wird, dass das Leid nicht in Vergessenheit gerät. 

(rv 20.04.2016 rs/cz)








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