2016-04-18 10:03:00

Renovabis-Aktion: Mit Visionen gegen Jugendarbeitslosigkeit


Fast die Hälfte aller Jugendlichen in Serbien sind arbeitslos, in Bosnien und Herzegowina sind es sogar 57 Prozent. Montenegro hat 40 Prozent, Mazedonien 53 Prozent, der Kosovo 55 Prozent Jugendarbeitslosigkeit. Das Hilfswerk Renovabis macht mit diesen Zahlen auf ein zentrales Problem des Ostens Europas aufmerksam. An diesem Sonntag wurde die Pfingst-Aktion des Hilfswerks im Speyrer Dom eröffnet, Jugendbischof Karl-Heinz Wiesemann sprach davon, dass es Visionen brauche, welche die Wirklichkeit verändern.

Bei seinem Besuch in Sarajewo hatte Papst Franziskus im Sommer 2015 der ersten nach dem Bürgerkrieg geborenen Generation Mut gemacht und sie gebeten, in ihrer Heimat zu bleiben und diese aufzubauen, aber fast die Hälfte aller Jugendlichen will auswandern. Auf dem Balkan gebe es kaum Strategien und Fördermittel, um die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen, beklagt Renovabis in einer Aussendung. Der Vertrauensverlust in die Politik sei aus vielfachen Gründen bereits Realität. Politische Instabilität und Korruption schrecken die Investoren ab, und das gehe vor allem auf Kosten der jungen Generation. „Junge Menschen, die begeisterungsfähig und wissbegierig sind, die talentiert, einsatzfähig und belastungsfähig sind; Menschen die jung und dynamisch sind, aber vielfach ohne Chance und Perspektive sind“, so Bischof Wiesemann in seiner Predigt.

Die Schatten der Vergangenheit seien in vielen Ländern noch nicht überwunden, es gelten nach wie vor die alten Machtspiele und die Korruption, beklagte der Bischof. Vertrauen in Politik und Gesellschaft gebe es deswegen kaum noch unter der jungen Generation. „Das alles muss uns alarmieren“, so Wiesemann. „Jugendliche im Osten Europas brauchen Perspektiven.“

Es mangele an beruflicher Aus- und Weiterbildung, welche auf die Anforderungen am Arbeitsmarkt vorbereiten, so Renovabis. Studierende müssten schmerzlich erfahren, dass Zulassungen und Abschlüsse käuflich sind. All dies seien Ursachen für eine tief empfundene Hilflosigkeit und Perspektivlosigkeit vieler junger Menschen. Die gesamte Lebenssituation leistet Jugendkriminalität, Drogen- und Mediensucht Vorschub. Für diesen Wandel brauche es eine Vision, so Bischof Wiesemann, und zwar eine Vision, die mehr ist als nur ein Traum. „Echte Vision hat immer den Bezug zur Wirklichkeit, aber sie sieht in der Wirklichkeit etwas, was sonst nicht wahrgenommen wird, nämlich die Chance zur Veränderung.“ In den Ländern des Ostens und Südostens Europas müsste vieles wie etwa die Generationengerechtigkeit noch wachsen, Vertrauen in die Institutionen würde überdies immer wieder zerstört. Es müsse politische und gesellschaftliche Priorität haben, dass es „keine verlorenen Generationen gibt und geben darf“.

 

Hintergrund

Seit seiner Gründung 1993 half Renovabis nach eigenen Angaben bei rund 21.000 Projekten mit mehr als 630 Millionen Euro. Die Aktion endet zu Pfingsten am 15. Mai mit einer Kollekte in allen katholischen Gottesdiensten zugunsten des Osteuropa-Hilfswerks. Bis dahin sind laut Renovabis in den Bistümern unter anderem Begegnungen von jungen Deutschen mit Gleichaltrigen aus Mittel- und Osteuropa geplant, um Informationen aus erster Hand zu erhalten.

 

(pm/rv 18.04.2016 ord)








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