2016-04-13 11:36:00

Papst: „Die Kirche ist nicht die Gemeinschaft der Perfekten“


„Das ist, als ob man dir ein Geschenk machen würde, und du siehst nur auf das Geschenkpapier und achtest gar nicht darauf, was das eigentliche Geschenk ist!“ Mit diesen Worten hat sich Papst Franziskus an diesem Mittwoch gegen eine „Fassaden-Religiösität“ gewandt, die „nur auf den Anschein, auf die Formen achtet, aber nicht auf den Kern der Gnade, auf das Geschenk, das (uns) gemacht wird“.

Vor Zehntausenden von Menschen auf dem Petersplatz sprach der Papst, passend zum Heiligen Jahr, über die göttliche Barmherzigkeit. Dabei ging er von der Berufung des Matthäus durch Jesus aus – ein Text, der ihm besonders am Herzen liegt, weil er sich analog zum Zöllner Matthäus als unwürdig Berufener fühlt.

„Jesus ruft ihn in die Nachfolge und dazu, sein Jünger zu werden, und Matthäus akzeptiert und lädt ihn und die anderen Jünger zu sich nach Hause zum Essen ein. Daraufhin kommt es zu einer Diskussion zwischen den Pharisäern und den Jüngern Jesu, weil letztere sich mit Zöllnern und Sündern zu Tisch setzen. Du kannst doch zu solchen Leuten nicht nach Hause gehen!, sagten sie ihnen. Aber Jesus hielt zu diesen Leuten keine Distanz, er ging zu ihnen nach Hause und setzte sich mit ihnen zu Tisch: Das bedeutete, dass auch sie seine Jünger werden können!“

Auch Christen seien nicht „makellos“, fuhr der Papst fort, sie seien genauso wie einst der Zöllner Matthäus auf Gottes Gnade angewiesen. „Alle sind wir Sünder, alle haben wir gesündigt! ... Ich habe mal ein schönes Sprichwort gehört: Es gibt keinen Heiligen ohne Vergangenheit – und keinen Sünder ohne Zukunft! Das ist schön: Das ist genau das, was Jesus tut. Es gibt keinen Heiligen ohne Vergangenheit und keinen Sünder ohne Zukunft. Man muss einfach nur die Einladung annehmen, mit einem demütigen und ehrlichen Herzen.“

Die Kirche sei nicht die „Gemeinschaft der Perfekten“, sondern die von „Jüngern auf dem Weg, die dem Herrn folgen, weil sie wissen, dass sie Sünder sind und seine Vergebung brauchen“. Christliches Leben sei daher „eine Schule der Demut, die uns für die Gnade öffnet“. Das könnten Menschen, die sich für „gerecht“ hielten, nur schwer verstehen; Hochmut und Stolz seien „eine Mauer, die uns von einer Gottesbeziehung trennen“, so der Papst. Jesus habe klar gesagt, dass seine Mission den Kranken gelte, nicht den Gesunden.

„Vor Jesus wird kein Sünder ausgeschlossen – kein Sünder wird ausgeschlossen! Denn die heilende Kraft Gottes kennt keine Krankheiten, die sich nicht heilen liessen. Und das sollte uns Zutrauen geben, damit wir unser Herz dem Herrn und der Heilung durch ihn öffnen. Wenn er die Sünder zu Tisch bittet, dann setzt er sie wieder in die Berufung ein, die sie verloren glaubten und die die Pharisäer vergessen haben: die der Eingeladenen beim Gastmahl Gottes.“

Sich mit Jesus zu Tisch setzen bedeute, auch Sünder als „Tischgenossen Gottes“ zu akzeptieren. Nun gebe es in der christlichen Gemeinschaft aber zweierlei „Tische Jesu“, nämlich den Tisch des Wortes und den Tisch der Eucharistie. Was den Tisch des Wortes betrifft, habe Jesus „keinerlei Angst gehabt, mit den Sündern, den Zöllnern, den Prostituierten zu reden“. „Die Eucharistie wiederum nährt uns mit dem Leben Jesu selbst und erneuert, wie ein wirksames Medikament, auf geheimnisvolle Weise ständig die Gnade unserer Taufe. Wenn wir zur Eucharistie gehen, nähren wir uns vom Leib und Blut Jesu, und zugleich vereint uns Jesus mit seinem Leib... Liebe Brüder und Schwestern, wir alle sind zum Tisch des Herrn eingeladen... Wir alle haben es nötig, uns von der Barmherzigkeit Gottes zu nähren, denn aus dieser Quelle kommt unser Heil.“

(rv 13.04.2016 sk)








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