2016-04-11 14:54:00

Österreich: Religionsführer gegen Hass und Gewalt


Bischöfe, Rabbiner, Imame und weitere Religionsführer (Buddhismus, Hinduismus, Sikhs) haben am Montag bei einem interreligiösen Gipfel des KAICIID-Zentrums in Wien für stärkeren Einsatz der religiösen Autoritäten gegen Vorurteile, Hass und Gewalt plädiert. Anlass war die Jahresversammlung des „Advisory Board“ des von Saudi-Arabien, Spanien und Österreich getragenen König-Abdullah-Zentrums. Der Vatikan war durch den jüngst vom Papst zum Bischof geweihten Spanier Miguel Angel Guixot Ayuso vertreten, der im Päpstlichen Dialograt tätig ist und den Heiligen Stuhl im Vorstand des KAICIID vertritt.

Der orthodoxe Metropolit von Paris, Emmanuel Adamakis, sagte, er habe über das KAICIID gelernt, dass „aus Saudi-Arabien Gutes kommen kann", ja „sogar viele gute Dinge". Der Bischof von Sokoto (Nigeria), Matthew Kuka, rief zu einer stärkeren Praktizierung von Treffen an heiligen Orten - Kirchen, Moscheen - auf. Es hapere diesbezüglich allerdings noch bei den Muslimen, weil sie die Einladungen oft nicht annähmen. Der Bischof von Vasai (Indien), Felix Machado, verwies auf das starke Engagement der Kirche in Südasien, wo die religiöse Intoleranz bedauerlicherweise im Zunehmen sei. 

Der Beauftragte für den Dialog des israelischen Großrabbinats, Rabbiner David Rosen, sagte, Papst Franziskus zeige vor, was Religion im Positiven leisten könne. Viele Menschen, auch außerhalb der katholischen Kirche, bewunderten den Papst. Das zeige, dass Menschen Symbole für ihre tiefsten Sehnsüchte und Hoffnungen brauchten. Der Blick auf den Papst zeige aber auch, dass Religionsführer in viel stärkerem Maß als bisher aus ihren Communities hinausgehen müssten in die Welt. Diesbezüglich gehe vom KAICIID ein wichtiger Impuls aus. Rosen erinnerte in diesem Zusammenhang an erfolgreiche, vor allem „auch sichtbar gewordene" KAICIID-Friedensinitiativen wie in Zentralafrika, Myanmar und Nigeria.

Islam war nie monolithisch

Der libanesische sunnitische Dialogberater Mohammed Sammak warnte davor, dass ein religiös „monistischer" Naher Osten zu entstehen drohe, wenn die Emigration der Christen aus der Region nicht aufhöre. Der Nahe Osten brauche allerdings das Christentum, so Sammak. Es sei nämlich eine grundlegend falsche Meinung, dass die alte islamische Kultur eine in religiöser Hinsicht „reine", exklusiv islamische gewesen sei. Vielmehr seien Juden, Christen und Muslime an dieser Kultur gleichermaßen beteiligt gewesen.

Die Vizepräsidentin der japanischen buddhistischen Rissho-Koseikai-Gemeinschaft, Kosho Niwano, sagte, es sei Zeit, dass religiöse Menschen „über die Grenzen ihrer Gemeinschaften“ gingen. Kosho Niwano erinnerte an ihren Großvater Nikkyo Niwano, der am Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) als Beobachter teilgenommen hatte (er war auch Begründer des Niwano-Friedenspreises, den u.a. Hildegard Goss-Mayr erhielt). Dieser habe nach seiner Rückkehr aus Rom gesagt: „Jetzt ist der Moment gekommen, wo wir Buddhisten auch für die Christen beten sollen und die Christen auch für uns Buddhisten.“

Religionen halfen bei Flüchtlingsaufnahme

Der Wiener SP-Gemeinderat und Integrationsbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ), Omar Al-Rawi, hob die Hilfe der Religionsgemeinschaften bei der Flüchtlingsaufnahme hervor. Ohne die Leistungen der Kirchen, der Caritas und der islamischen Organisationen hätte die Politik den Transfer von einer Million Flüchtlingen und die Aufnahme von 90.000 im vergangenen Jahr unmöglich geschafft, so Al-Rawi. 

Der New Yorker Rabbiner Marc Schneier übte scharfe Kritik an der antimuslimischen Propaganda mehrerer republikanischer Politiker. Dies habe viele Juden, darunter auch eine Reihe von Rabbinern, bewogen, die „Campaign Against Anti-Muslim Bigotry" zu gründen. Es gehe darum, für die Rechte derjenigen zu kämpfen, „die unter permanenten Angriffen leiden". Die Situation von Muslimen in den USA sei mittlerweile ähnlich der von Afroamerikanern in den 1950er-Jahren. 

(kap 11.04.2016 gs)








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