2016-04-06 12:05:00

Pakistan: „Hoffnung für Kampf gegen Terror“


In Pakistan wurden im vergangenen Jahr so viele Todesurteile vollstreckt wie nie zuvor - 320. Das geht aus dem jüngsten Amnesty-Bericht zur Situation der Todesstrafe in der Welt hervor. Pakistan ist somit nach dem Iran das Land mit den meisten Hinrichtungen überhaupt. Erst vor Kurzem wurde eine weitere prominente Todesstrafe vollstreckt: der Mörder von Salmaan Taseer, dem damaligen Gouverneur von Punjab, wurde erhängt. Taseer wurde von dem Islamisten getötet, weil er sich für die Christin Asia Bibi eingesetzt hatte, die ihrerseits wegen Beleidigung des Propheten Mohammed in Pakistan zum Tode verurteilt ist. Der ehemalige Minderheitenminister und Christ, Paul Bhatti, ist der Bruder des ebenfalls von Islamisten getöteten Shahbaz Bhatti. Dieser war seinerzeit selbst Minderheitenminister in Pakistan. Er sei zwar gegen die Todesstrafe, sehe in der Vollstreckung der Todesstrafe gegen den Mörder Taseers jedoch auch ein Zeichen für Gerechtigkeit. Claudia Zeisel erklärte er, warum.

Das Attentat von Lahore am vergangenen Ostersonntag war gewissermaßen die Antwort auf die Vollstreckung der Todesstrafe am Mörder von Gouverneur Taseer, erklärt Paul Bhatti. Weil der Gouverneur sich für die Freilassung der zum Tode verurteilten Christin Asia Bibi eingesetzt hatte, wurde er von den Islamisten zunächst bedroht und schließlich umgebracht. „Dieser Mord wurde von den Islamisten auf unvorstellbare Weise gefeiert. Die Menschen gingen auf die Straßen, sie schrieben in ihren Blogs und auf Facebook, dass der Mord eine schöne Sache sei. Wir konnten das kaum glauben“, sagte Paul Bhatti am Dienstag bei einem Podium zum Thema Christenverfolgung in Asien an der Päpstlichen Universität Gregoriana. Dass der Mörder Ende Februar erhängt wurde, machte eine Gegenreaktion der Islamisten wahrscheinlich. „Wir hatten einerseits die Illusion, dass Attentate in Pakistan aufgehört hätten. Nicht nur gegen Christen, sondern auch gegen alle anderen. Auf der anderen Seite haben wir auch damit gerechnet.“ Unter den 72 Toten durch den Anschlag in Lahore waren allerdings mehr Muslime als Christen - und eine Welle der Empörung ging durch Politik und Medien Pakistans.

„Todesstrafe gegen Islamisten zeigt Funktionieren des pakistanischen Rechtsstaats“

Die Erhängung des Islamisten zeige letztlich auch, dass die Justiz in Pakistan – wenn auch mit dem Mittel der Todesstrafe – funktioniere. „Das Höchste Gericht hat die Todesstrafe verhängt und die Regierung unterstützte das Urteil. Wir sind gegen die Todesstrafe, aber das ist eben die Rechtslage in Pakistan. Und sie wurde umgesetzt, trotz der Drohungen und dem Druck der Extremisten.“

Die Lage der Christen und anderer Minderheiten hängt nach Ansicht Bhattis von der allgemeinen Situation in Pakistan ab. Wenn in Pakistan Frieden herrsche, gehe es auch den Christen gut. Wenn es keinen Frieden gebe, litten die Minderheiten stärker, weil sie schwächer seien und unterdrückt würden. Insgesamt sieht der Christ Bhatti, dessen Bruder Shahbaz selbst von Islamisten getötet wurde, die Lage für Christen im Land hoffnungsvoll. „Von Seiten des Militärs, der Regierung und der Politiker gibt es ernsthafte Bemühungen, den Terrorismus auszulöschen. Sie haben sehr viele Religionsschulen geschlossen, Waffenproduktionsstätten vernichtet und sie haben sehr viele Islamisten-Zentren geschlossen. Viele Menschen beginnen darüber zu sprechen, dass die Verfassung zugunsten der Minderheiten geändert werden muss. Das ist ein positiver Schritt. Das bedeutet einen Wandel.“

Wichtig sei, dass die Minderheiten im Parlament eine Stimme bekämen. Bhatti war ebenso wie sein Bruder Minderheitenminister, doch das Ministerium wurde abgeschafft. Das will er gemeinsam mit der von ihm gegründeten Allianz für pakistanische Minderheiten ändern. „Wir versuchen mit dem Premierminister zu verhandeln, auch über eine Verfassungsänderung, sowie über die Anerkennung von Ehen der Minderheiten. Auch das Wahlsystem muss geändert werden, denn wenn sich jemand aus der Minderheit zur Wahl stellt, dann wird er nie gewählt werden von der Mehrheitsbevölkerung. So kommen die Minderheiten nie ins Parlament. Das jetzige Wahlsystem kann nicht garantieren, dass die Minderheiten vertreten werden. Deshalb braucht es zumindest einen Minister für die Minderheiten.“

Der Papst habe ihm in diesem Vorhaben immer Mut gemacht. Das war der Fall sowohl bei Begegnungen mit Franziskus als auch mit Benedikt XVI.:

„Ich denke, der Papst war den verfolgten Christen, insbesondere in Pakistan, immer nahe. Als ich Benedikt XVI. zum ersten Mal gesehen habe, sagte er mir: ‚Dein Bruder ist ein Märtyrer. Mach dir keine Sorgen, denn er hilft dir von oben aus.’“

(rv 06.04.2016 cz)








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