2016-04-04 14:26:00

Montenegro: Orthodoxer Bischof sagt Nein zu NATO-Beitritt


Der serbisch-orthodoxe Bischof von Budmilje, Joanikije (Micovic), hat sich gegen einen Beitritt Montenegros zur NATO geäußert. Bei einer Gedenkveranstaltung auf dem Hauptplatz der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica für die Opfer der NATO-Bombardements von 1999 betete Bischof Joanikije laut Bericht der Stiftung „Pro Oriente“ für die Seelenruhe der Opfer der Angriffe des westlichen Bündnisses auf das damalige Jugoslawien. Bei der namentlichen Nennung der Opfer sagte er: „Wir gedenken hier der Namen der Kinder und Erwachsenen, einschließlich der Soldaten, die 1999 von den NATO-Bomben oder durch die Hand der albanischen Terroristen getötet wurden.“ Die Opfer stellten „das eigentliche Montenegro dar“, als die „kriminelle Armada die Heimat zerstört“ habe. Die montenegrinischen Behörden hätten zwar die Pflicht, dieser Opfer zu gedenken, aber im Hinblick „auf die Propaganda für den NATO-Beitritt“ werde das Andenken an diese Opfer „der Vergessenheit anheim gegeben“. Bis heute gebe es in Montenegro keinen Gedenkstein für die Opfer.

Zur Erinnerung: Nach den erfolglosen Verhandlungen von Rambouillet, die zur Beendigung des Konfliktes zwischen den serbischen Sicherheitsbehörden und der von der albanischen Bevölkerungsmehrheit im Kosovo unterstützten UÇK geführt wurden, hatten am 24. März 1999 die NATO-Bombardierungen im damaligen Jugoslawien begonnen. Es handelte sich um den ersten Krieg, den die NATO sowohl außerhalb eines Bündnisfalls, dessen Ausrufung bis dahin als Grundlage eines NATO-weiten Vorgehens galt, als auch ohne ausdrückliches UNO-Mandat führte.

Montenegro war Anfang Dezember eingeladen worden, der NATO-Allianz beizutreten. Der NATO-Oberkommandierende Philip Breedlove hatte sich im Februar zu einem Besuch in Montenegro aufgehalten. Auf dem Programm standen Gespräche mit Staatschef Filip Vujanovic, dem Ministerpräsidenten Milo Djukanovic sowie dem Parlamentspräsidenten Ranko Krivokapic, die alle für einen NATO-Beitritt sind.

In Montenegro sind im Herbst Parlamentswahlen fällig. Die regierende Demokratische Partei der Sozialisten (DPS) von Milo Djukanovic hat laut derzeitigen Meinungsumfragen gute Aussichten, sie erneut zu gewinnen. Auch auf seinem Weg in die EU sieht sich das Land derzeit auf einem guten Weg, allerdings möchte die EU-Kommission in den nächsten Jahren keine neuen Mitgliedsländer aufnehmen.

(kap 04.04.2016 mg)








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