2016-04-04 12:40:00

Bischof Schick erwartet Sensibilität bei Flüchtlingsrückführung


Mit Blick auf den Start des EU-Türkei-Abkommens zur Flüchtlingsrückführung mahnt der Bamberger katholische Erzbischof Ludwig Schick „liebevolle Sensibilität mit den Flüchtlingen" an. Viele seien sehr verletzt, schreibt Schick am Montag auf Twitter. Auch die Flüchtlingsorganisation „Pro Asyl" ist besorgt über die Rückführung der Schutzsuchenden. Das Verfahren sei ein „Akt der Unmenschlichkeit". „Auf Kosten der Schutzbedürftigen wird ein rechtswidriges Exempel statuiert", sagte „Pro-Asyl"-Geschäftsführer Günter Burkhardt in Berlin. In Griechenland existiere kein rechtsstaatliches Asylverfahren und die Türkei sei kein sicherer Drittstaat, der Flüchtlinge schützt. Die Rückführung von Schutzsuchenden bezeichnet er als Massenabschiebungen, bei denen der Rechtsstaat außer Kraft gesetzt werde. „Die griechische Regierung hat sich dem Druck der EU gebeugt. Nicht nur sie, die gesamte EU ist dafür verantwortlich."

Am Montagmorgen waren auf der Grundlage des Flüchtlingspakts der EU mit der Türkei die ersten 202 Menschen von den griechischen Inseln Lesbos und Chios zurück in die Türkei geschickt worden. Nach griechischen Angaben handelte es sich fast ausschließlich um Migranten aus Pakistan und nordafrikanischen Staaten, die keinen Anspruch auf Asyl hätten. Lediglich zwei Syrer seien darunter gewesen; sie hätten sich freiwillig gemeldet, weil sie aus familiären Gründen zurück nach Syrien wollten. Die Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Melissa Fleming, mahnte im Südwestrundfunk (SWR), jeder Einzelne müsse angehört werden und die Chance bekommen, einen Asylantrag zu stellen, sonst dürfe er nicht zurück in die Türkei gebracht werden. Es mangele aber „dramatisch" an Personal, um die Fälle zu bearbeiten, beklagte Fleming. Die Bedingungen seien folglich noch nicht gegeben, dass Menschen bereits in die Türkei zurückgeführt werden könnten.

Nach Berechnung der Nachrichtenagentur AFP sollen insgesamt rund 6.000 Flüchtlinge aus Griechenland abgeschoben werden - laut der griechischen Nachrichtenagentur ANA allein bis Mittwoch 750. Die Türkei baut derzeit Aufnahmelager an der Küste gegenüber von Lesbos und Chios auf, des Weiteren ein größeres Flüchtlingslager im Inland. Die EU schickte zur Unterstützung der Aktion Experten und Sicherheitskräfte. Allein Frankreich entsandte 200 Polizisten.

(kap 04.04.2016 rs)








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