2016-03-21 10:14:00

Syrien: Friede! ruft ein Priester und früherer IS-Gefangener


Fünf Monate lang war er in Raqqa in den Händen des „Islamischen Staats“ in Syrien; Ende letzten Jahres kam er dann wieder frei. Pater Jacques Mourad ist Priester, er leitete das syrische Kloster Mar Elian. Der deutschen Öffentlichkeit wurde sein Name dadurch vertraut, dass sich der Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels Navid Kermani während seiner Preisrede in Frankfurt für ihn einsetzte, während Pater Mourad gefangen war.

Bei einem Besuch in Rom sagte uns Pater Mourad jetzt, er hoffe, dass der derzeitige Waffenstillstand in Syrien halte. „Aber leider wird er nur einen kleinen Teil des Landes retten und nicht das ganze Land – denn man sollte nicht nur an die Menschen in den Flüchtlingslagern denken, sondern an all die, die sich weder in irgendeinem Land Europas noch in Flüchtlingslagern in anderen Ländern befinden, sondern die ins Landesinnere geflüchtet sind. Die halten sich jetzt in der Wüste oder an der Grenze zu einem Nachbarland auf, und dahin gelangt nicht die mindeste Hilfe, sie leben in einer völlig verzweifelten Lage.“

Den Krieg sehe er „wie alle Syrer“, sagt Pater Mourad: „Ein Desaster! Krieg ist immer eine Zeit der Finsternis und Leere. Wir sind in der Karwoche, unterwegs mit Jesus, und der Herr lässt uns verstehen, dass das Böse nicht der richtige Weg der Schöpfung ist. Leider haben die Menschen noch nicht verstanden, dass das Böse und der Schmerz nicht die Lösung für unsere Geschichte sind. Ich finde, die Politiker sollten mehr auf die Kirche und auf die Ärmsten hören.“

Christen dürften nie die Hoffnung verlieren, so Pater Jacques; doch dass Russland für eine Weile in den syrischen Konflikt eingegriffen hat, löst in ihm keine Hoffnung aus. „Ich entschuldige mich für das, was ich jetzt sage, denn ich bin ja kein Politiker – aber für mein Gefühl macht jedes Land, das sich an diesem Krieg beteiligt, die Dinge nur noch komplizierter.“

Der Geistliche hat genau registriert, dass die USA dem „Islamischen Staat“ „Völkermord“ an Christen, aber auch Jesiden und anderen Minderheiten in Syrien und im Irak vorwerfen. „Lassen Sie mich etwas sehr Wichtiges zu dem sagen, was in Syrien vorgeht: Die Verfolgung richtet sich nicht spezifisch gegen die Christen. Es ist eine Verfolgung gegen alle syrischen Ethnien, und leider sind ihr alle ausgesetzt. Wenn also die Kirche, die Christen Europas und der Welt, wirklich ihre Verantwortung wahrnehmen wollten, und wenn ihr Journalisten und Medien wirklich auf beste Weise eure Mission erfüllen wolltet, dann tragt dazu bei, diesen Krieg zu beenden!“

(rv 21.03.2016 sk)








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