2016-03-17 07:58:00

Flüchtlinge in Österreich: Engagement von Land und Migranten


Was tut eigentlich die Kirche in der Flüchtlingsfrage? Immer wenn ein Kirchenvertreter Kritik übt oder Werte anmahnt, schallt diese Frage zurück. Was tut die Kirche? Sie integriert Flüchtlinge und bittet um Engagement – von den Menschen vor Ort wie auch von den Flüchtlingen selbst. Davon konnte sich an diesem Mittwochnachmittag Österreichs Außenminister Sebastian Kurz überzeugen, er ist gleichzeitig Integrationsminister und in der jüngeren Vergangenheit mit Forderungen nach weiteren Grenzschließungen an die Öffentlichkeit getreten.

Gemeinsam mit Wiens Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn besuchte Kurz zwei Integrationsprojekte der Caritas in Wien, das Lerncafe am Hebbelplatz in Wien-Favoriten und das Projekt „Quantensprung!" im gleichen Haus. Integration kann gelingen, wenn sowohl Österreich wie auch die Flüchtlinge ihren Teil dazu beitragen. Das war der Grundton des Besuchs in Wien.

Im Lerncafe werden Jugendliche und Kinder aus sozial schwächeren Familien und vor allem Kinder mit Flüchtlings- und Migrationshintergrund in Lerngruppen oder individuell gefördert. Die außerschulischen Lerncafes bieten kostenlose Lern- und Nachmittagsbetreuung. Mit diesen Cafes soll Kindern ein guter Start ins Leben ermöglicht werden, erklärt Caritas-Präsident Michael Landau. Sie sind für Buben und Mädchen gedacht, die in Österreich selber aufgewachsen sind wie auch für Flüchtlinge, die oft nach dramatischen Erfahrungen von Flucht kommen. „Die Lerncafes sind eine Erfolgsgeschichte“, so Landau. „Es sind in Österreich schon mehr als 40, weit über 1.000 Kinder werden betreut und mehr als 90 Prozent der Kinder, die ein Lerncafe besuchen, schließen das Schuljahr positiv ab. Für jedes einzelne Kind ist das ein ganz, ganz wichtiger Schritt.“ Das Integrationsministerium unter Minister Kurz unterstützt diese Initiative der Caritas.

Im Lerncafe am Hebbelplatz allein werden pro Jahr bis zu 120 Kinder betreut. Dafür sind zwischen 50 und 70 ehrenamtliche Mitarbeiter im Einsatz, ohne die diese Erfolgsgeschichte nicht möglich wäre, wie Landau anmerkte.

Das Projekt „Quantensprung!", das zweite besuchte Projekt der Caritas Wien, unterstützt asylberechtigte Personen bei der Arbeitsmarktintegration. Durch Beratung und Fachsprachkurse werden Beschäftigungsfähigkeit sowie arbeitsbezogene und berufssprachliche Kompetenzen verbessert und den Menschen wird bei der Jobsuche geholfen. Die meisten Kursteilnehmer kommen derzeit aus Syrien, Afghanistan und dem Iran.

 

Ermutigung Gelungene Beispiele

„Wir brauchen mehr Ermutigung durch gelungene Beispiele von Integration“, fügt Kardinal Schönborn mit Blick auf die beiden besuchten Einrichtungen an. „Es gibt Gott sei Dank viele davon in ganz Österreich.“

Kardinal Schönborn zeigte sich beeindruckt vom Engagement der Flüchtlinge und ihrer Betreuer, gerade in einer Zeit, wo viele Menschen mutlos geworden seien ob der täglichen Nachrichten über Krieg und Flüchtlingsströme. Die Caritasprojekte zeigten, dass eine solche Integration eine doppelte Gewinn-Situation sein könne, für die Flüchtlinge wie auch für Österreich.

Caritaspräsident Michael Landau warnte einmal mehr davor, Österreicher in Not gegen Flüchtlinge auszuspielen. Es brauche den Blick auf beide. Solidarität und menschliches Handeln sei in allen Fällen oberstes Gebot. Was der Staat von einer gelungenen Integration fordere, unterstrich der Minister zum Abschluss des Besuches: den Erwerb der deutschen Sprache, einen Arbeitsplatz und die Aneignung der westlich-demokratischen Grundwerte.

 

(kap 17.03.2016 ord)








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