2016-03-09 09:17:00

US-Katholiken: Trump „offenbar ungeeignet als Präsident"


Politisch konservative Katholiken in den USA gehen auf Distanz zu US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump. In der aktuellen Ausgabe des Magazins „National Review“ schreiben die einflussreichen Wortführer der katholischen Konservativen, George Weigel und Robert George, Trump sei „offenkundig nicht für das Präsidentenamt geeignet“. 

„Trump steht nicht für die traditionell konservativen Werte, für die die Republikaner stehen“, sagt Pater Godehard Brüntrup, Philosophieprofessor in München und dank vieler Lehraufträge in den USA ein Kenner des Landes. „Aber in der Bevölkerung ist eine Stimmung von Wut und Angst, auch es denen da oben mal zeigen wollen, und die setzen auf Protestkandidaten und das ist an erster Stelle Trump, dann aber auch Cruz.“

Der Immobilienmogul appelliere an rassistische Ängste und Vorurteile, die einem katholischen Empfinden zuwider liefen, so die prominenten US-Katholiken Weigel und George. Ihr offener Brief wird von weiteren katholischen Meinungsführern aus Politik und Wissenschaft unterstützt. „Die Katholiken sind traditionell gespalten", sagt Pater Brüntrup. „Denn die Demokraten, die sie früher, in den letzten Jahrzehnten, gewählt haben, vertreten heute in Fragen von Abtreibung, gleichgeschlechtliche Ehe und Stammzellenforschung an menschlichen Embryonen extreme Positionen, die die Katholiken nicht mehr mittragen, sodass die wertekonservativen Katholiken eher Republikaner wählen. Die finden jetzt aber eher Rubio gut und nicht Trump. Das heißt, die Katholiken haben eine Abneigung gegen Trump, was einer der Gründe sein kann, dass er letztlich die Wahl nicht gewinnen kann.“

Auf katholische Kritik stoßen insbesondere die Äußerungen Trumps zum Einsatz von Foltermethoden bei mutmaßlichen Terroristen. Derartige Maßnahmen verurteilt die Kirche. Trump will eigenen Aussagen zufolge Waterboarding und extremere Formen der Folter rechtlich zuzulassen, sollte er Präsident der Vereinigten Staaten werden.

Warum aber bekommt Trump überhaupt so viel Zuspruch? Pater Brüntrup erklärt das mit einer allgemeinen Stimmung im Land: „Es ist eine generelle Atmosphäre der Angst in den USA, die vor allem den Mittelstand getroffen hat. Und immer, wenn man Angst hat, sucht man den Sündenbock außerhalb, bei den Mexikanern, den Chinesen, die angeblich die Arbeitsplätze wegnehmen. Trump versteht es, in einer sehr einfachen Sprache diese fast archaischen Angstgefühle und die Tendenz Sündenböcke zu bedienen. Er ist ein Populist per excellence.“ Ob er gewinnen könne? Im Augenblick glaube er das nicht, sagt der Pater, aber andererseits: „bei Trump ist alles möglich.“

(dr/kna 09.03.2016 ord)

 








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