2016-03-01 14:25:00

Pakistan: Gemeinsam gegen das Blasphemiegesetz


Licht und Schatten in Pakistan, einem Land mit massiven Schwierigkeiten im Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen: Das Anti-Blasphemiegesetz, das immer wieder als Vorwand zur Diskriminierung religiöser Minderheiten herhält, darf neuerdings kritisiert werden, sagt uns der Vorsitzende der pakistanischen Bischofskonferenz Erzbischof Joseph Coutts, der auch von neuen Kirchen in seiner Diözese Karachi berichtet. Zugleich steigt im Land akut die Gefahr interreligiöser Ausschreitungen, weil Pakistan die Todesstrafe am Mörder eines gemäßigten muslimischen Politikers vollstreckt hatte.

Erzbischof Joseph Coutts äußerte sich im Gespräch mit Radio Vatikan anlässlich des fünften Jahrestages des Mordes an Shahbaz Bhatti. Der christliche Minderheitenminister, der am 2. März 2011 starb, ist ein Vorbild für alle Gläubigen des Landes, sagte Coutts. „Er hatte eine Vision von Pakistan, in dem Friede und Harmonie in der Gesellschaft herrschte. Wir müssen auf dieselbe Weise vorgehen, mit Frieden.“ In Islamabad, dem Heimatbistum von Shahbaz Bhatti, sammeln unterdessen Gläubige unter Anleitung des Bischofs Zeugnisse für eine Seligsprechung des christlichen Politikers, wie der vatikanische Fidesdienst berichtet.

In Pakistan hat Erzbischof Coutts zufolge inzwischen jede Provinz einen Minister für religiöse Minderheiten, jenes Amt also, das Shahbaz Bhatti vor seinem Tod auf nationaler Ebene ausgeübt hatte. „Die Regierung hat jetzt begonnen, mit uns einen Dialog zu führen“, so der Erzbischof. „Vorher haben wir dieses Wort – Dialog – von der Regierung nicht gehört. Inzwischen wurden viele Initiativen für den Dialog gestartet, und das ist positiv. Jetzt müssen wir zusammen mit den gemäßigten und den aufgeklärten Muslimen Druck ausüben.“ Der Minderheitenminister seiner eigenen Provinz Sindh gehöre ebenfalls einer Minderheit an, er sei Hindu. Er, Coutts, halte es für bedeutsam, in guten Beziehungen mit anderen Religionen zu sein  „und nicht allein als Christen zu kämpfen.“

Das Anti-Blasphemiegesetz ist nach wie vor in Kraft und wurde nicht modifiziert. Dennoch beobachtet Coutts diesbezüglich „einige positive Schritte“. So habe das pakistanische Oberste Gericht im vergangenen November festgehalten, „dass Kritik an diesem Gesetz keine Beleidigung ist. Davor war es für die Fanatiker eine große Sünde, gegen das Anti-Blasphemiegesetz zu sprechen. Es gibt auch viele Richter und überhaupt viele Muslime, die jetzt verstehen, dass das Gesetz missbraucht wurde und wir etwas tun müssen.“ Das sei inzwischen auch der Regierung klar, fuhr Erzbischof Coutts fort.

In Pakistan lebt eine kleine Minderheit von zwei Prozent Christen inmitten einer muslimischen Bevölkerungsmehrheit. In diesen Tagen ist das Klima aufgeheizt, weil die pakistanische Justiz das Todesurteil an einer islamistischen Symbolfigur vollstreckte: Mumtaz Qadri. Dieser hatte den früheren Gouverneur des Punjab Salman Taseer ermordet, der das Blasphemiegesetz kritisiert hatte. Rund um die Beerdigung des Hingerichteten wurden Ausschreitungen durch islamische Extremisten erwartet. Die Autoritäten erhöhten die Sicherheitsvorkehrungen rund um die seit Jahren inhaftierte Christin Asia Bibi, die aufgrund einer angeblichen Beleidigung des Propheten Mohammed nach dem Blasphemiegesetz zum Tod verurteilt ist. Die Familie der mehrfachen Mutter ist aufgrund der akuten Gefahr untergetaucht, meldet Asianews.

 

(rv/fides/asianews 01.03.2016 gs)








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