2016-02-17 13:09:00

Weiteres Gremium arbeitet Missbrauch bei Domspatzen auf


Zur Aufarbeitung der Prügel- und Missbrauchsfälle bei den Regensburger Domspatzen ist ein weiteres Gesprächsgremium ins Leben gerufen worden. Ihm gehört neben anderen drei Opfervertretern auch Bischof Rudolf Voderholzer an, wie die Diözese am Dienstagabend auf ihrer Internetseite mitteilte. Die Runde soll offenbar Vorschläge erarbeiten, um künftige Vorfälle dieser Art zu vermeiden. Ein größeres Kuratorium zur Aufklärung der Vorwürfe war Anfang Februar erstmals zusammengetreten. Es wird von dem Rechtsanwalt Ulrich Weber geleitet, der von der Diözese mit einer Untersuchung betraut ist.

Bei dem weltberühmten Knabenchor kam es zwischen 1953 und 1992 zu hunderten Fällen von körperlicher und sexueller Gewalt. Weber gibt die Zahl der bisher bekannten Prügel- und Misshandlungsfälle mit 231 an, die des sexuellen Missbrauchs mit 62. Die Dunkelziffer liegt nach seinen Angaben weit höher. Der Jurist sprach vor einigen Wochen in einem Zwischenbericht von einem „System der Angst“, das über Jahrzehnte hinweg in der Vorschule sowie im Internat der Domspatzen geherrscht habe.

Das nun gegründete Gremium habe sich die weitere „Aufarbeitung“ zum Ziel gesetzt, teilte die Diözese mit. Ihm gehören zudem Domkapellmeister Roland Büchner, der Direktor des Domspatzen-Internats, Rainer Schinko, sowie die Mediatoren Andreas Heintz und Horst Böhm an. Vertreter der Opfer sind nach deren Angaben Michael Sieber, Peter Müller und Peter Schmitt. Das erste Treffen sei konstruktiv und in einem „Klima vertrauensvoller Zusammenarbeit“ verlaufen, wie es hieß. Die nächsten Sitzungen sollen zeitnah folgen.

Die von Ex-Domspatzen erhobenen Vorwürfe reichen von Schlägen, psychischer Gewalt, Essensentzug oder Zwangsernährung bis hin zu sexuellen Übergriffen vom „Streicheln“ bis zur Vergewaltigung. Allein in den vergangenen Wochen hatten sich mehrere Dutzend weitere mögliche Betroffene gemeldet. Die bisher bekannten Opfer erhielten als „symbolische Anerkennung des Leids“ je 2.500 Euro. Zudem werden die Kosten für Therapien übernommen.

(kap/kna 17.02.16 cb)

 

 








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