2016-02-16 16:02:00

Presseschau aus Mexiko: Der Papst und die Vergebungsbitte an Indigene


Franziskus bei den Indigenen: Was die mexikanischen Zeitungen über den Tag des Papstes in Chiapas schreiben, fasst unsere Kollegin Gudrun Sailer zusammen. Die häufigste Schlagzeile bezieht sich auf eine Vergebungsbitte des Papstes an die Indigenen.

Ganzseitige Papstberichte gibt es am Dienstag auf keiner mexikanischen Titelseite mehr, doch aussagekräftig ist, dass fast alle eine ähnliche Papst-Schlagzeile gewählt haben: Reforma, El Universal, Excelsior, el Pais (Lateinamerika-Ausgabe): alle tragen die Vergebung auf dem Titel.

„Franziskus bittet die Indigenen um Vergebung“, heißt es bei Reforma, der größten mexikanischen Tageszeitung. „Wie oft sind eure Völker systematisch und strukturell missverstanden und aus der Gesellschaft ausgeschlossen worden. Wie traurig! Wie gut es uns allen tun würde, unser Gewissen zu erforschen und zu sagen: Vergebung!“ Die Indigenen-Völker in Chiapas hätten den Papst überdies „J´Tatik“ genannt, was auf Tsotsil „Vater“ heißt und als große Auszeichnung gilt. Im Blattinneren betont „Reforma“, dass Franziskus am Grab des Indigenen-Bischofs Samuel Ruiz in der Kathedrale von San Cristobal de las Casas gebetet habe (auch ihn ehrten die Indigenen mit der Anrede „Tatik“) und das von diesem propagierte ständige Diakonat der Indigenen anerkannt habe.

Ähnlich der große Aufmacher von El Universal: „Der Papst verlangt, die indigenen Völker um Verzeihung zu bitten“. „Er ist der einzige, der weiß, dass wir existieren“, zitiert die Zeitung einen Mann, der bei der Papstmesse war. Hier ist auch das Treffen mit Familien in Chiapas angesprochen, mit dem Papstzitat: „Mir ist eine verletzte Familie lieber, die jeden Tag versucht mit Liebe voranzugehen, als eine Gesellschaft, die krank ist aus Isolation, Bequemlichkeit und Angst zu lieben.“ Im Blattinneren eine große Überschrift: „Die Familie ist bedroht, warnt Franziskus“ und ein kleiner Text über die spontane Geste des Papstes, einen behinderten Jungen im Rollstuhl zu sich auf die Bühne heben zu lassen. 

„Franziskus: Bitten wir die Indigenen um Vergebung“, titelt auch Excelsior. Einer der Untertitel gilt der Kritik des Papstes an wirtschaftlicher Gier, die den Boden der Urbevölkerung verseucht, was sonst nicht in Schlagzeilen anderer Zeitungen vorkommt. Die monothematische Beilage von Excelsior schwelgt in Bildern und Schlagzeilen: „Er verurteilt die Exklusion“, „Weisheit der (indigenen) Alten“, „Es können auch einmal Teller fliegen“ (in der Familie, solange man sich abends wieder versöhnt), „die Auferstehung von Samuel Ruiz“. Das Blatt zitiert den heutigen Bischof Raul Vera, der ein enger Mitarbeiter des seinerzeit als „roter Bischof“ und „Kommandant“ denunzierten und 2011 verstorbenen Kirchenmanns war und sagt, der damalige Pater Bergoglio habe in den 1970er Jahren Chiapas besucht. Demzufolge konnte der heutige Papst bereits vor 40 Jahren den Einsatz von Bischof Samuel Ruiz kennenlernen. Franziskus feierte die Messe in San Cristobal de las Casas mit 200 indigenen ständigen Diakonen aus der Diözese. Vergleichsweise wenig und nur im Kleingedruckten aller Zeitungsartikel ist von den geistlichen Aussagen von Papst Franziskus die Rede.

(rv 16.02.2016 gs)








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