2016-02-04 09:39:00

D: Ostkircheninstitut wird neu gegründet


In Regensburg soll das bereits seit dem Konzil tätige Ostkircheninstitut neu konzipiert werden. Pater Dietmar Schon (OP) ist Lehrbeauftragter für Ostkirchenkunde an der Universität Regensburg und Beauftragter des Regensburger Bischofs für Orthodoxie. Diese Aufgabe bringt auch die Neukonzeption und Neugründung des historischen Ostkircheninstituts mit sich, die im September diesen Jahres stattfinden soll. 

Sie sind der designierte Leiter des neu konzipierten Ostkircheninstituts in Regensburg. Können Sie uns erklären, was der Hintergrund dieses Relaunch ist?

Das Ostkircheninstitut in Regensburg wurde bereits kurz nach dem Konzil gegründet und hat über viele Jahrzehnte ganz Außerordentliches für den Kontakt zu den Ostkirchen geleistet. In der Zwischenzeit haben sich allerdings viele Rahmenbedingungen geändert, dazu gehört beispielsweise der Fall des Eisernen Vorhangs, aber auch der atheistischen und kommunistischen Regime in Osteuropa. Es gibt eine viel stärkere Präsenz auch von Ostkirchen im Bereich des Westens, und es gibt auch viele neue Aufgaben durch die Flüchtlinge. Denn von den fünf Prozent Christen, die sich unter 95 Prozent Muslimen verbergen, ist der weitaus größte Teil orthodox oder orientalisch-orthodox. All das sind Gesichtspunkte, die auf eine Neukonzeption gedrängt haben.

Was bedeutet Ihr Institut denn für die Ökumene?

Das OKI wird zwei Hauptaufgaben haben. Das eine ist eine akademische Schiene, es geht darum, die Kenntnis von den Ostkirchen auch für Angehörige der römisch-katholischen Kirche wach und die Ökumene in der Diskussion zu halten. Dazu soll dann die Lehre an der Universität fortgesetzt werden, aber auch eine Vernetzung stattfinden mit anderen Forschungs- oder Lehreinrichtungen. Das zweite Aufgabenfeld ist eine praktisch-ökumenische Schiene, da geht es um Kontakte zu den Gemeinden hier in der Diözese Regensburg und zu den Bischöfen dieser Gemeinden; und eventuell ergeben sich dann noch weitere Kontakte darüber hinaus.

Wir erleben ja gerade in diesem Moment im Zusammenhang mit den Vorbereitungen auf das panorthodoxe Konzil auf Kreta, dass innerhalb der Orthodoxie große Spannungen herrschen. Also, was bringt dieser Dialog dann letztlich für uns?

Es geht, glaube ich, vor allem um das Überwinden einer gewissen Entfremdung. Man ist heute wissenschaftlich gesehen der festen Überzeugung, dass eigentlich weniger dogmatische Streitigkeiten eine Rolle gespielt haben als vielmehr Entfremdung. Dieser Entfremdung der zwischenkirchlichen Traditionen gilt es etwas entgegenzusetzen, nämlich eine Annäherung. Zu dieser Annäherung hat bereits das frühere Institut seine Beiträge geleistet, und das soll mit der Neukonzeption eben fortgesetzt werden.

Fühlen Sie sich in diesem Ansatz denn von Papst Franziskus verstanden und unterstützt?

Ja. Er hat einige Zeichen gesetzt, die sehr aussagekräftig sind, und das liegt, glaube ich, ganz auf dieser Linie: eine Annäherung durch Kommunikation, durch Kontakte auf ganz verschiedenen Ebenen, durch Besuche, durch Austausch, Begegnung und so weiter.

Nochmals provokant gefragt: Wie kann man denn einem 08/15-Katholiken diese sehr komplexe und komplizierte Welt der Ökumene näher bringen, und warum sollte das den 08/15-Katholiken überhaupt interessieren?

Es ist ein Auftrag des Herrn! Ökumene wird manchmal so dargestellt, als wäre das ein Luxus weniger Spezialisten. Aber es geht um den Auftrag des Herren, die Einheit zu suchen. Dabei haben wir natürlich hier in Deutschland vor allem die Kirchen der Reformation vor Augen, aber es gibt eben auch die orthodoxen und altorientalischen Kirchen, und die sollten vor allem wegen ihrer Nähe unbedingt im Blick bleiben.

Das Gespräch führte Christine Seuss.

(rv 02.02.2016 cs)








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