2016-02-02 08:00:00

Ein „Happy End": Jahr der Orden


Das von Papst Franziskus ausgerufene „Jahr der Orden“ der katholischen Kirche geht am Dienstag mit einer Messe im Petersdom zu Ende. Zu diesem Anlass sind auch österreichische Vertreter der Orden – Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, Abtpräses Christian Haidinger, Erster Vorsitzender der Superiorenkonferenz der männlichen Orden Österreichs, Sr. Ruth Pucher von den Missionarinnen Christi sowie P. Bernhard Eckerstorfer vom Stift Kremsmünster - nach Rom gekommen. Nach der Generalaudienz an diesem Mittwoch werden Sie Franziskus persönlich treffen und ihm für seine Initiative danken. Die Geistlichen, die Österreich auch bei der Europäischen Ordensoberen-Konferenz (Unione delle Conferenze Europee dei Superiori Maggiori/UCESM) am 3. und 4. Februar in Rom vertreten, sind ausgestattet mit einer Tasche und Unterlagen über die „Highlights“ des Jahres. Schwester Beatrix Mayerhofer, die in ihrem Amt als Präsidentin auch die „Stimme“ der österreichischen Ordensfrauen ist, sieht die Gemeinschaft trotz ihrer nunmehr 50 Jahre als lebendig. Knapp 4.000 Schwestern aus vielen verschiedenen Gemeinschaften arbeiten an zahlreichen sozialen Projekten, und diese Arbeit ist gerade durch das spezielle Themenjahr präsenter geworden, meint sie:

„Ich erwähne zum Beispiel das Engagement der Ordensfrauen für Frauen in Not. Solwodi (Solidartiy with women in distress) ist eines unserer Projekte, wo wir uns als Ordensfrauen gemeinsam für Frauen, die Opfer von Menschenhandel geworden sind, einsetzen. Da muss man leider sagen, dass Wien eine Drehscheibe für Menschenhandel ist. Wien hat auch ein anderes Gesicht - und wir Ordensfrauen sind genau dort.“

Abt Christian Haidinger, emeritierter Abt von Stift Altenburg und Abtpräses der österreichischen Benediktinerkongregation, ist seit zwei Jahren Vorsitzender der österreichischen männlichen Orden. Er zeigte sich überrascht darüber, wie viel mediale Aufmerksamkeit die Orden durch das Themenjahr erhalten haben – auch von säkularen Medien. Als Erfolg bewährte sich beispielswiese der Mittwoch als ausgerufener Ordenstag, der durch wöchentliche Gebetsinitiativen und unterschiedliche regionale Veranstaltungen Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Besonders herausgestochen sei beispielsweise Innsbruck: „Jeweils am Mittwochen ist irgendwo in einer Stadt an einem größeren Markt an einem belebten Platz das rote Sofa aufgestellt worden. Da haben zwei, drei Leute Platz genommen und sind mit den Leuten ins Gespräch gekommen.“

Eine vollkommene Neuheit, die sich in diesem Jahr entwickelt hat, ist eine Art Ordens-Schnuppern. Schwester Ruth Pucher, die für Ordensentwicklung und Kunstvermittlung im Bildungszentrum der Caritas und Jesuiten tätig ist, erklärt: „Wir haben erlebt, dass im Jahr der Orden viele Ordensgemeinschaften ihre Türen für Gäste geöffnet haben. Das setzt sich jetzt fort in einem Projekt, das wir das „freiwillige Ordensjahr“ nennen. So wie es auch seit vielen Jahren das freiwillige Sozialjahr oder das freiwillige Umweltjahr gibt, haben wir Ordensgemeinschaften jetzt das freiwillige Ordensjahr entwickelt. Drei, sechs, oder zwölf Monate können Leute verschiedenen Alters , die sich für Ordensleben interessieren, in einer Ordensgemeinschaft ihrer Wahl mit-leben. Wir öffnen uns bewusst für jedes Alter, denn viele Menschen suchen eine Betreuung und Orientierung in ihrem Glauben und wollen nicht mehr alleine glauben, sondern in Gemeinschaft. Wir bieten an, in unserer Ordensgemeinschaft mit zu leben und in einem Projekt der Ordensgemeinschaft mitzuarbeiten, um auch Begleitung zu erfahren und auch konkret in allen Vollzügen des Ordensleben dabei zu sein.“

Das Projekt soll also einen Win-Win-Effekt für beide Parteien bringen. Frischer Wind für die Ordensleute und für die Menschen, die ihren Glauben auf eine neue Art leben wollen: „Wir können uns auch vorstellen, dass eine Lehrerin, die sagt - ‚Ich möchte meinen Glauben intensiver erleben‘ - zu uns in eine Ordensgemeinschaft kommt, weiterhin als Lehrerin tätig ist und eben ihren Alltag lebt mit uns Schwestern in unserer Hausgemeinschaft.“

Viele vergessen, dass Ordensleute Gutes tun und wichtig sind für die Gesellschaft. Schwester Beatrix Mayrhofer war dieses Jahr auch oft am Westbahnhof und hat Flüchtlinge willkommen geheißen und vor Ort geholfen. Sie schaute den Menschen in die Augen, die am Bahnhof angekommen waren und sah zwar ihr Leid, aber auch ihre Hoffnung, als sie plötzlich die rot-weiß-rote Fahne sahen: „Viele Menschen haben ja gar nicht gewusst, dass es Österreich überhaupt gibt, was das für ein Land ist und dann steht die Caritas da und dann stehen die jungen Menschen da – das ist mir eine ganz besondere Freude im Jahr 2015. Ich werde das nicht vergessen, wie viele junge Menschen, auch junge Leute aus unserer Schule, gesagt haben: ,wie können wir helfen, wir möchten da sein. Wir kaufen Tee. Wir bringen Windeln, wir bringen Hygieneartikel, wir bringen Nüsse, wir schauen was sie brauchen, wir unterstützen sie´. Viele sind gekommen und haben sich einen Zettel an die Brust geklebt, mit den Sprachen darauf, welche sie sprechen können. Die sind herumgegangen und haben geschaut, wo sie unterstützen. Wir haben jetzt im Haus Deutsch Kurse eingerichtet – und das ganz besonders Schöne daran ist, dass Lehrer freiwillig und kostenlos diese Kurse anbieten und in jedem Kurs sind Schülerinnen aus unserer eigenen Oberstufe, die ursprünglich aus diesen Herkunftsländern kommen, die diese Sprache auch sprechen und die als Übersetzerinnen und Vermittlerinnen, für Deutsch als Fremdsprache, mit den Lehrern zusammenarbeiten. Es gibt so viel Gutes in der Welt und ich habe so viel Freude damit.“

Das Ordensjahr ist von Papst Franziskus am 30. November 2014 eröffnet worden und wird am Dienstag, den 02. Februar 2016 mit einer Messe mit rund 4.000 Ordensleuten aus aller Welt beendet. Ziel des Themen-Jahres war es, die Aufmerksamkeit und Wertschätzung für geistliche Orden zu stärken und ihre aktive Rolle in der modernen Gesellschaft bewusst zu machen. Weltweit gibt es rund 900.000 katholische Ordensleute; mehr als drei Viertel davon sind Frauen.

(rv 02.02.2016 no)








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