Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat sich
besorgt über die derzeitige politische Verfassung Europas geäußert. Er sei noch nie
so in Sorge darüber gewesen wie derzeit, sagte Marx am Sonntag in Berlin. Er beobachte
einen Trend zur Renationalisierung, der bereits in der Euro-Krise begonnen habe, konstatierte
Marx, der auch Präsident der EU-Bischofskonferenzen ist. Mit Nachdruck bekannte er
sich zu Europa als einem Projekt, das die Christen unterstützen.
Zu den Spannungen mit Polen erklärte der Münchner Kardinal, er glaube nicht, dass
die deutsch-polnische Partnerschaft zerbrechen werde. Die Verantwortlichen in Deutschland
und Polen müssten miteinander reden und nicht übereinander. Marx äußerte sich bei
einer Veranstaltung der Katholischen Akademie in Berlin.
In der Flüchtlingskrise mahnte Marx, eine Grenzmauer zwischen Arm und Reich wie die
zwischen den USA und Mexiko dürfe es um Europa nicht geben. Jeder, der nach Europa
komme, habe ein Recht auf menschenwürdige Behandlung und auf ein faires Verfahren.
Von der großen Koalition erwarte er, dass sie sich in dieser Frage zusammenraufe und
der Bevölkerung erkläre, dass man Schritt für Schritt zu einer Lösung kommen werde.
Der Vorsitzende äußerte sich auch zu innerkirchlichen Themen. Er kritisierte, dass
die finanzielle Kluft zwischen den Eigenaktivitäten der Bistümer und den zentralen
Aufgaben der Kirche in Deutschland wachse. Man müsse aber auch in zentrale Aufgaben
investieren. Dazu zählten Projekte wie die Katholische Universität sowie die stärkere
Präsenz der katholischen Kirche in Berlin.
(kna 31.01.2016 no)
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