2016-01-26 13:06:00

Fastenzeit: „Aussteigen aus dem Allmachtswahn”


Papst Franziskus ermuntert dazu, in der bevorstehenden Fastenzeit die traditionellen „Werke der Barmherzigkeit“  zu üben. In seiner Fastenbotschaft 2016 mit dem Titel „Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Die Werke der Barmherzigkeit auf dem Weg des Jubiläums“, die am Dienstag im Vatikan vorgestellt wurde, schreibt der Papst, jeder könne „die eigene existenzielle Entfremdung“ überwinden, indem er Bedürftigen entgegenkomme. Zugleich kritisierte Franziskus einen in entwickelten Gesellschaften vorhandenen „hochmütigen Allmachtswahn“, der sich auch in der Gleichgültigkeit des Reichen gegenüber dem Schicksal von Armen äußere. Das gehe so weit, dass Wohlhabende die Bedürftigen nicht einmal sehen wollten.

Die Werke der Barmherzigkeit „erinnern uns daran, dass unser Glaube sich in konkreten täglichen Handlungen niederschlägt, deren Ziel es ist, unserem Nächsten an Leib und Geist zu helfen, und nach denen wir einst gerichtet werden“, so der Papst. Die Armen zu nähren, zu kleiden und aufzunehmen, die Kranken und Gefangenen zu besuchen, die Bedürftigen zu lehren und zu beraten und die Lästigen zu ertragen – so die traditionellen leiblichen Werke der Barmherzigkeit – sei eine Form, unser Gewissen „wachzurütteln“, das „gegenüber dem Drama der Armut oft eingeschlafen ist“, wie Franziskus unter Rückgriff auf seine Verkündigungsbulle zum Jahr der Barmherzigkeit schrieb.

Allerdings erweise sich in Wahrheit „jener als der Ärmste, der nicht bereit ist, seine Armut einzugestehen“. Ein solcher Mensch sei „Sklave der Sünde, die ihn dazu drängt, Reichtum und Macht nicht zum Dienst an Gott und am Nächsten einzusetzen, sondern um in sich das tiefe Wissen zu ersticken, dass auch er nichts als ein armer Bettler ist.“ Die Verblendung führe einen solchen Reichen dazu, den „armen Lazarus, der vor seiner Haustür bettelt, nicht einmal sehen“ zu wollen, wie das in reichen Gesellschaften von heute vorkomme. Lazarus aber sei nichts anderes als „die Möglichkeit zur Bekehrung, die Gott uns bietet“, erklärt Franziskus. Mit „dieser Verblendung geht ein hochmütiger Allmachtswahn einher“, ein Wahn, der „gesellschaftliche und politische Formen annehmen“ könne, so wie heute „die Ideologien des vereinheitlichten Denkens und der Technoscience zeigen, die sich anmaßen, Gott als irrelevant abzutun und den Menschen auf eine zu instrumentalisierende Masse zu reduzieren.“

Die Werke der Barmherzigkeit seien ein geeignetes Gegenmittel, fuhr der Papst fort. Wer Armen hilft, berührt das Fleisch von Jesus Christus und kann auf diese Weise „gleichsam als Geschenk“ realisieren, „dass er selbst ein armer Bettler ist“.

(rv 26.01.2016 gs)








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