2016-01-15 11:02:00

Ebola in Westafrika: Zu früh gefreut


Der Jubel kam zu früh: Am Donnerstag hatte die Weltgesundheitsorganisation Westafrika offiziell für Ebola-frei erklärt. Doch schon an diesem Freitag gab es - in Sierra Leone - einen neuen Fall. Insgesamt hat das Virus in Westafrika seit Dezember 2013 mehr als 11.000 Todesopfer gefordert.

Nicola Ciarapica ist Salesianer und arbeitet in Liberias Hauptstadt Monrovia. Er freut sich im Interview mit Radio Vatikan darüber, dass jetzt zumindest ein Etappensieg über Ebola erreicht ist. Liberia gilt weiterhin als Ebola-frei. „Allerdings gibt es jetzt viel zu tun: Schließlich ist Liberia schon vorher zweimal für Ebola-frei erklärt worden, und dann gab es Rückfälle, als fast niemand mehr damit rechnete. Wir müssen also ständig bereit sein, sofort zu intervenieren, wenn ein neuer Fall auftritt, bevor sich das weiter ausbreitet. Außerdem muss jetzt – auch wenn viele dazu schon Beiträge geleistet haben – das Gesundheitssystem komplett neu aufgebaut werden: die Gesundheitsstationen, die Krankenhäuser. Nicht nur für das normale Funktionieren, sondern auch, falls sie noch einmal Fälle dieser Art behandeln müssen.“

Mit 4.000 Toten zählt Liberia in Westafrika die höchste Zahl von Ebola-Opfern. „Liberia war nicht auf so etwas vorbereitet, und monatelang ist deswegen auch nicht viel passiert, um das Übel zu stoppen. Mithilfe der Caritas, Amerikas und Europas ist mittlerweile die Möglichkeit gegeben, spezielle Zentren für die Behandlung von Ebola-Kranken einzurichten. Aber natürlich braucht Liberia weiter viel Hilfe, vor allem im Gesundheitswesen.“

Ebola, das war (und ist) für Liberia wie für Westafrika überhaupt nicht nur ein Virus; es hat auch schwere wirtschaftliche und soziale Wunden geschlagen. „Auf nationalem Level zieht die Wirtschaft jetzt wieder an. Aber die Ärmeren, die schon vorher keine großen Mittel zum Überleben hatten, sind jetzt noch schlimmer dran. Ich rede von Menschen, die in den Tag leben, keine feste Arbeit und kein Geld haben – die leiden weiterhin.“

Nach Unicef-Angaben haben in Westafrika mehr als 22.000 Kinder wegen Ebola mindestens ein Elternteil verloren, wenn nicht alle beide. Das ist eine der bedrückendsten Folgen des Virus. „Der Staat hat sich jetzt darangemacht, die Betroffenen und auch die Kinder, die als Waisen zurückgeblieben sind, in einer Art Register zu erfassen. Was uns betrifft, versuchen wir vor allem den Familien zu helfen, die diese Kinder bei sich aufgenommen haben. Es gibt zwar auch Waisenhäuser, aber vor allem Familien und Verwandte nehmen diese Kinder auf. Letztes Jahr konnten wir 250 Familien dabei helfen, diese Kinder nicht auf der Straße leben zu lassen, sondern sie wieder auf eine Schule zu schicken. Dieses Jahr konnten wir schon 150 Familien helfen, das machten Spender möglich.“

Die Salesianer-Mission heißt Don Bosco Matadi. „Matadi ist der Name des Stadtviertels von Monrovia, ein morastiges Gebiet. Siebzig Prozent der Menschen hier leben in behelfsmäßigen Unterkünften, sie haben keine Arbeit. Wenn sie etwas verdienen, kaufen sie sich etwas zu essen, und am nächsten Tag geht das dann von vorne los...“

(rv 15.01.2016 sk)








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