2016-01-13 14:24:00

Nahost: „Gewaltloser Widerstand wichtig“, sagt Renz


Christen werden als Minderheit im Heiligen Land aufgerieben. Das stellt Weihbischof Thomas Renz fest. Er vertritt die deutsche Bischofskonferenz beim 16. internationalen Bischofstreffen im Heiligen Land. Jedes Jahr reisen Bischöfe aus aller Herren Länder ins Heilige Land. Sie wollen die Christen und die Kirche vor Ort unterstützen und Solidarität zeigen. Das Treffen dieses Jahr steht unter dem Leitwort „Solidarität mit den verfolgten Christen im Mittleren Osten“. Zu der Konferenz eingeladen hat wie auch in den vergangenen Jahren der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Fouad Twal. Der ist Vorsitzender der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Kommission Weltkirche, Weihbischof Renz, ist bereits zum dritten Mal mit von der Partie. Pia Dyckmans hat mit ihm über seine Erfahrungen gesprochen und über die Entwicklung der vergangenen drei Jahre.

Weihbischof Renz: „Die Entwicklung ist so, wie es nach wie vor schwierig ist. Es gibt hier viele Krisenherde. Die Situation der Christen schaut so aus, dass sie als kleine Minderheit oft aufgerieben werden zwischen den großen Konfliktparteien. Das merke ich sehr deutlich, hier ist eine Spannung. Aber die Christen halten untereinander sehr gut zusammen. Wir haben das bisher bei Gemeindebesuchen gesehen, der Glaube stärkt die Menschen. Deswegen ist es auch wichtig, dass wir Bischöfe jedes Jahr hier her kommen und den Christen im Heiligen Land zeigen, dass sie nicht vergessen sind.“

Radio Vatikan: Was sind denn Ihre konkreten Eindrücke in diesem Jahr? Was hat Sie besonders beeindruckt?

Renz: „Wir sind in diesem Jahr schwerpunktmäßig in Jordanien und erfahren dort, wie die Kirche, die Caritas in Jordanien und andere Hilfsorganisationen mit Flüchtlingen hier arbeitet, wie sie für die Menschen hier vor Ort da sind, die in großer Not sind. Jordanien ist vergleichsweise ein kleines Land, das in den letzten drei Jahren sehr viele Flüchtlinge aufgenommen hat. Wir sind diesen Flüchtlingen begegnet und es hat mich sehr bewegt zu hören, welche Schicksale sie mitgebracht haben aus ihren Heimatländern. Wir als Kirche müssen die Menschen hier weiter unterstützen, damit sie auch in der Nähe ihrer Heimat, die sie verlassen mussten, bleiben können, soweit das möglich ist und sie das auch möchten. Wir müssen den Flüchtlingen weiterhin helfen, wo es geht, damit sie auch eine neue Perspektive für ihre Zukunft finden.“

RV: Am Sonntag sollte die Bischofsgruppe eigentlich das Cremisan-Tal besuchen, dieser Besuch hat aber nicht stattgefunden, was ist vor Ort geschehen?

Renz: „Wir wollten dieses Jahr wieder ins Cremisan-Tal gehen, so wie auch die vergangenen Jahre, und sind dieses Mal konkret daran gehindert worden, weiter dort hineinzugehen. Die letzten Jahre waren wir immer zwischen den Olivenbäumen, haben dort gebetet. Dort wo auch die christliche Gemeinde seit drei Jahren jede Woche am Freitagnachmittag Eucharistie gefeiert hat als Zeichen ihrer Präsenz und als Zeichen ihres gewaltlosen Widerstands dagegen, dass dieses Land geteilt werden soll durch den Mauerbau. Jetzt ist aber anscheinend die Entscheidung gefallen, die Mauer soll gebaut werden, auch wenn die Details noch nicht ganz geklärt sind. Wir haben nach diesem missglückten Besuch im Cremisan-Tal gleich im Anschluss die Sonntagsmesse gefeiert. Das war als Kontrast zu dieser Erfahrung, dass wir dort nicht weitergekommen sind und gespürt haben, da ist kein Dialog zielführend, umso intensiver, die Begegnung mit der Gemeinde vor Ort. Diese lässt sich, so glaub ich, nicht unterkriegen, auch wenn viele enttäuscht sind von der Entscheidung des Mauerbaus.“

RV: Der Mauerbau im Cremisan-Tal wurde vielerorts kritisiert, weil sie zum einen auf dem Grundstück der Salesianer gebaut werden soll und zum anderen weil sie das gesamte Tal, die Gemeinde trennt und die Lebensgrundlage von vielen kappt. Hätte Ihre Einreise ein Zeichen der Hoffnung für die Christen im Tal sein können?

Renz: „Das ist diese Reise für die Christen immer gewesen in den letzten Jahren. Wir haben jetzt gehört von Christen in Bait Dschala, dass unser jährlicher Besuch – gerade auch im Cremisan-Tal – den jungen Menschen gezeigt hat, sie sind nicht verlassen, nicht vergessen und dass es eine Form des gewaltlosen Widerstands gibt, der vielleicht rein politisch nicht zielführend war – unsere Besuche und die täglichen Gebete der Ortsgemeinde – wir konnten den Mauerbau nicht verhindern. Trotzdem war es ganz wichtig, den Menschen zur Seite zu stehen und in dieser Notsituation das Signal zu geben, sie sind nicht vergessen und es gibt trotz der schwierigen Situation eine Zukunft für sie. Diese Botschaft haben wir den Menschen im Tal auch mitgebracht.

(rv 13.01.2016 pdy)








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