2016-01-11 15:21:00

Türkei: Orthodoxe Theologen berieten zentrale Konzilsthemen


Der „offene und ehrliche Dialog“ muss der Weg der Kirche und der Theologie sein: Dies betonte der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. bei einem Treffen mit mehr als 30 orthodoxen Theologinnen und Theologen, die er zu einem Vorbereitungstreffen für das Panorthodoxe Konzil an seinem Sitz im Phanar in Konstantinopel/Istanbul eingeladen hatte. Das erste orthodoxe Konzil seit 1.200 Jahren soll planmäßig im Juni über die Bühne gehen, allerdings ist zuletzt Sand ins Getriebe geraten. 

Patriarch Bartholomaios sagte bei der Eröffnung des Theologentreffens, der Glaube der Orthodoxie dürfe nicht als „stillstehend oder gar obsolet“, als „geschwätzig oder künstlich“, als „intellektualistisch oder uninspiriert“ erscheinen. Vielmehr müsse das „Wort der Orthodoxie“ etwas „vom auferstandenen Christus“ zeigen, und zwar Hoffnung, Freude, Licht und Leben. „Es muss ein erneuertes und erneuerndes, ein wieder aufblühendes und erfrischendes Wort sein“, so das orthodoxe Kirchenoberhaupt.  In diesem Sinn müsse das Panorthodoxe Konzil zur ganzen Welt sprechen. Dazu bedürfe es auch der Unterstützung durch die orthodoxen Theologen, die sich für die Einheit der orthodoxen Kirche und ihre Rolle in der Öffentlichkeit einsetzten.

Das orthodoxe Christentum wurzle in der Tradition, schaue aber zugleich in die Zukunft. Es sei charakterisiert durch tiefe Verbundenheit mit den Lehren der Apostel und Kirchenväter, schöpfe aber zugleich aus „reichem Erbe, um sich den Herausforderungen und Dilemmata der Moderne zu stellen“. Genau diese doppelte Natur erlaube es der orthodoxen Kirche, mutig zu zeitgenössischen kritischen Fragen Stellung zu nehmen.

Christenverfolgung und Flüchtlingskrise

Von außerordentlicher Bedeutung für Leben und Dienst der ganzen orthodoxen Kirche sei aber der Dialog mit der Welt von heute. Gott stelle in vielen Erscheinungen der Gegenwart Fragen, unterstrich Bartholomaios I.: In der Verfolgung der Christen, vor allem im Nahen Osten, in der weltweiten Flüchtlingskrise, im Unrecht, das den verletzlichen und an den Rand gedrängten Mitgliedern der Gesellschaft zugefügt wird, im „Gebrauch und Missbrauch“ der Religion für politische Interessen und „andere weltliche Zwecke“. Um Antworten auf diese Fragen zu finden, werde das Panorthodoxe Konzil einberufen, das zu Pfingsten in der Hagia-Irene-Kirche (heute ein Istanbuler städtisches Museum) eröffnet werden soll, „jener Kirche, in der im Jahr 381 das Zweite Ökumenische Konzil tagte“.

Dabei sollten sowohl innere Fragen der kirchlichen Einheit und Verwaltung behandelt werden als auch Probleme wie die Beziehungen mit anderen Kirchen und Glaubensgemeinschaften. Es gehe darum, „eine gemeinsame Stimme und ein glaubwürdiges Zeugnis für das Leben der Welt zu formulieren“.

Ziel der Zusammenkunft im Phanar war es, Verbindungen mit orthodoxen Theologinnen und Theologen aus aller Welt zu knüpfen, um ihre Interessen und Erwartungen im Hinblick auf das Panorthodoxe Konzil besser kennen zu lernen. An der Tagung nahmen führende Bischöfe und Theologen teil.

(kap 11.01.2016 sk)








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