2016-01-01 08:21:00

D: Bischöfe rufen zu Solidarität mit Flüchtlingen auf


Die Bischöfe in Deutschland haben an Silvester zu Solidarität mit den Flüchtlingen und Entschiedenheit gegenüber Radikalismus aufgerufen. Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki hält es für möglich, dass Gott auch Attentätern ihre Taten verzeiht. „Gott verzeiht möglicherweise in seiner unendlichen Güte wirklich alles“, sagte der Kardinal im Jahresabschlussgottesdienst am Donnerstagabend im Kölner Dom. „Vielleicht ist das Fegefeuer ja auch nichts anderes als das, was wir erleiden, wenn wir unverstellt auf unsere Taten blicken“, so der Kölner Kardinal weiter. Der Kardinal ging in seiner Predigt auch auf das Attentat auf die jetzige Oberbürgermeisterin von Köln, Henriette Reker, ein. Es sei ein Segen, dass Reker „nun da ist, wo sie hingewählt wurde und unsere Stadt leitet: weltoffen, einladend, herzlich, voller Leben und voller Vielfalt“, so Woelki.Hoffnung statt Angst

Hoffnung statt Angst

Nicht Angst, sondern Hoffnung ist nach den Worten des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, die Botschaft des Jahreswechsels. Viele Sorgen seien zwar berechtigt, sagte der Erzbischof von München und Freising in seiner Silvesterpredigt im überfüllten Münchner Liebfrauendom; „aber unsere Hoffnung ist größer“. Gerade die Christen hätten in dieser „turbulenten Zeit“ besondere Verantwortung, weil sie neue Hoffnung in die Gesellschaft tragen könnten. Der Kardinal lud dazu ein, „in diesen unruhigen Zeiten den Blick neu auf das Zentrum des Glaubens zu richten, uns neu zu vergewissern, was wir einzubringen haben in diese Gesellschaft und Kultur“. Unkenrufen, wonach die Säkularisierung unumkehrbar sei und immer weniger Menschen Freude am Glauben hätten, erteilte Marx eine Absage.

Rückbesinnung auf gemeinsame Werte

Um die Herausforderungen von Klimawandel, Globalisierung und Flüchtlingskrise zu meistern, braucht Europa nach den Worten des Mainzer Kardinals Karl Lehmann eine Rückbesinnung auf gemeinsame Werte und geistige Grundlagen. Die Europäische Union sei derzeit tief zerrissen, die Einzelstaaten verfolgten häufig nur ökonomische Eigeninteressen, kritisierte Lehmann im Jahresschlussgottesdienst im Mainzer Dom. Eindringlich erinnerte der Kardinal an die sich abzeichnenden Folgen des Klimawandels. Wie Papst Franziskus zuletzt in seiner Umweltenzyklika rief der Mainzer Bischof zu einem einfachen Lebensstil auf. Im Blick auf das neue Jahr 2016 kündigte Lehmann das Ende seiner Bischofszeit in Mainz an. Sein 80. Geburtstag am Pfingstmontag sei eine „absolute Grenze“ für die Ausübung des Bischofsamts, so der Kardinal.

Dialog der Kulturen

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hat in seiner Silvesterpredigt zum Dialog der Kulturen und Religionen ermutigt. In der globalisierten Welt könne mehr Gemeinschaft nur im gegenseitigen Respekt der Völker „auch in ihrer Unterschiedlichkeit“ erreicht werden, sagte Ackermann am Donnerstagabend im Trierer Dom. Die deutsche Gesellschaft - aber auch die katholische Kirche - müssten lernen, dass Einheit nicht Uniformität bedeute und Verschiedenheit nicht bedrohlich sei, sondern bereichernd wirke.

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat in seiner Silvesterpredigt zur Integration der vielen nach Deutschland geflohenen Menschen aufgerufen. Im Hamburger Sankt-Marien-Dom lud er die Gläubigen dazu ein, „mit der Kraft des Verstandes, aber noch mehr mit der Kraft des Herzens den Weg vom Willkommen zur Integration Schritt für Schritt weiterzugehen“.

Mitmenschlichkeit und Solidarität

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat zum Jahreswechsel zu mehr Mitmenschlichkeit und Solidarität aufgerufen. „Lasst uns hinübergehen aus dem engen Bezirk unseres kleinen Ichs zur Schwester und zum Bruder neben mir und in den weiten Raum aller Geschwister, die arm und geschunden sind, die zu uns gekommen sind“, sagte Becker am Donnerstag in seiner Predigt im Paderborner Dom.

Münsters katholischer Bischof Felix Genn hat an Silvester die Menschen zum Umdenken in Sachen Klima- und Umweltschutz aufgefordert. Für eine weltweite ökologische Umkehr, wie sie Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si´“ fordere, genügten weder ein internationaler Klimagipfel noch politische Vereinbarungen, sagte er in seiner Silvesterpredigt am Donnerstagmorgen in der Kirche Sankt Lamberti in Münster. Vielmehr müsse die gesamte Bevölkerung sie mittragen. „Es bedarf einer Umkehr im Bewusstsein und in der Bereitschaft, diese Umkehr konkret zu leben“, so Genn. Die Politik fordert Genn auf, über einen Exportstopp von Waffen in Krisengebiete nachzudenken.

Viel Hoffnungszeiten

Der Passauer Bischof Stefan Oster hat in seiner Silvesterpredigt an die von Flüchtlingskrisen, Terror und Krieg, Krankheiten und Naturkatastrophen geprägte Gegenwart erinnert. Diese erscheine umso unruhiger, je mehr der Glaube verschwinde. Andererseits gebe es aber auch zum Ende dieses Jahres „viele Hoffnungszeiten für mich und viele andere: Wir erleben die Sehnsucht vieler Menschen nach Glauben, nach Halt, nach Sinn.“ Zudem begegneten ihm immer wieder Menschen, die zum Glauben zurückfänden. Das sei auch eine Herausforderung für die Kirche.

Familien haben nach den Worten des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick in der Gesellschaft nicht den Stellenwert, den sie haben müssten. In seiner Silvesterpredigt im Bamberger Dom rief er die Politik auf, Familien beim Steuerrecht und den Rentenansprüchen besser zu berücksichtigen. Dies gelte auch für das Arbeitsrecht. Gemäß dem Grundgesetz stehe die Familie unter dem besonderen Schutz des Staates, dem müsse die Politik auch heute entsprechen. Zudem warnte der Erzbischof vor sogenannten Gender-Theorien, die die Unterschiede zwischen Mann und Frau aufheben wollten.

Gott hilft, Ängste zu überwinden

Auch der Freiburger Erzbischof Stephan Burger ermunterte trotz Krisen zu Gottvertrauen. Zwar seien auch für 2016 wieder „dunkle Stunden, Enttäuschungen und Sorgen“ zu erwarten. Christlicher Glaube sei es jedoch, dass Gott helfe, alle Ängste zu überwinden. Nach Worten des Rottenburg-Stuttgarter Bischofs Gebhard Fürst müssen Christen Hoffnung verbreiten, wo Gewalt und Terror grassieren. Mit der Fürsorge für Geflüchtete könnten sie dem Vorbild Jesu folgen. Gerade Flüchtlingskinder „sollen erfahren dürfen, wie im Engagement von Christen Gottes Liebe und Barmherzigkeit spürbar wird“. Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen sieht Deutschland in der Flüchtlingskrise vor großen Herausforderungen. Für ihn sei noch nicht entschieden, ob die reiche deutsche Gesellschaft wirklich bereit sei, „spürbar zu teilen“, sagte Algermissen im Silvestergottesdienst im Fuldaer Dom. Algermissen kritisierte, Religion werde in Deutschland immer mehr aus der Öffentlichkeit verdrängt.

Hilfsbereitschaft als „christliche Erfindung“

Der Aachener Diözesanadministrator Karl Borsch würdigt die Hilfsbereitschaft vieler Deutscher, die sich für Flüchtlinge und Menschen in Not einsetzen. Es sei eine „christliche Erfindung“, Armen, Schwachen und Hilfsbedürftigen zu helfen, sagte der Weihbischof im Silvestergottesdienst am Donnerstag im Aachener Dom. Christen fragten nicht nach Herkunft und Sprache, sondern würden Menschen in Not helfen. Der Aachener Weihbischof, der bis zur Ernennung eines neuen Bischofs das Bistum leitet, unterstrich, dass sich die Gesellschaft auch durch den Zustrom der vielen Flüchtlinge verändern werde.

Der Osnabrücker katholische Bischof Franz-Josef Bode hat dazu aufgerufen, den Flüchtlingen mit Offenheit zu begegnen. Es brauche Vertrauen, Mut und Entschlossenheit, um die Integration der Flüchtlinge zu stärken, damit sie in Deutschland eine neue Heimat fänden, sagte Bode am Donnerstag in seiner Silvesterpredigt im Osnabrücker Dom. Das Miteinander der Kulturen, Religionen, Lebensstile und Mentalitäten sei „ganz neu herausgefordert“, betonte Bode.

(kna, domradio.de, bistümer 01.01.2016 mg)








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