2015-12-28 15:33:00

Libanon: „Roter Bischof" verstorben


Der frühere melkitische Erzbischof von Beirut und Jbeil (Byblos), Gregorius Haddad, ist tot. Er war auch als „roter Bischof des Libanon" bekannt. Der Geistliche starb in der Nacht zum Heiligen Abend im Alter von 91 Jahren. Unter den geistlichen Führern im Libanon galt der streitbare Haddad als kontroverse Figur. 1975 wurde er wegen seiner religiös-gesellschaftlichen Ansichten von der melkitischen Synode des Libanon abgesetzt. An der Totenmesse für Haddad nahmen am Sonntag hohe zivile und geistliche Autoritäten teil, so der amtierende melkitische Patriarch Gregorius Lahham.

Als junger Weihbischof gehörte Haddad zu den Teilnehmern des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) und zu den Unterzeichnern des sogenannten Katakombenpaktes, mit dem sich einige Dutzend Konzilsbischöfe auf eine arme Kirche verpflichteten. Befreundet mit dem französischen „Vater der Obdachlosen" Abbe Pierre, setzte sich Haddad bis ins hohe Alter für die Belange der Armen und Arbeiter ein.

Sein bescheidener Lebensstil und seine Umverteilung von Kirchengebühren zugunsten der Armen brachten ihn in Gegensatz zu Teilen des melkitischen Klerus. Dennoch wurde Haddad im Alter von 44 Jahren zum Erzbischof von Beirut und Jbeil gewählt, ein hohes melkitisches Kirchenamt. Mit einer Reihe geistlicher Schriften, mit denen er die christliche Jugend mobilisierte, brachte er die Kirchenleitung weiter gegen sich auf. Er hinterfragte darin die historische Ausformung der Kirche und ihrer Ämter und forderte eine radikale Rückkehr zur Botschaft Christi.

Mitbrüder schwärzten ihn im Vatikan an. Patriarch Maximos V. Hakim und die melkitische Synode erklärten Haddad 1975 für abgesetzt, ohne ein entsprechendes Urteil aus Rom abzuwarten. Der Vatikan nahm hingegen keinen Anstoß an den Schriften.

Haddad setzte als „Bischof der Armen" sein soziales Engagement fort und kämpfte unter anderem für die Zivilehe und die Laizität im Libanon.

(kna/cath.ch 28.12.2015 gs)








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