2015-12-21 13:55:00

Patriarch von Jerusalem: „Solange es Waffenhandel gibt, gibt es Krieg“


Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, hat in seiner Weihnachtsbotschaft zum Einsatz für den Frieden aufgerufen und seine Hoffnung für die Menschen im Nahen Osten zum Ausdruck gebracht. Auch dürften im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit die Opfer von Terrorismus nicht vergessen werden, ebenso wenig wie jene, die vor Krieg und Gewalt fliehen müssen. Im Gespräch mit Radio Vatikan erklärt Twal, warum er sich in seiner Weihnachtsansprache insbesondere an die israelische und palästinensische Führung gerichtet hat.

„Wir brauchen ihren Mut, um gemeinsam konkrete Fortschritte zu machen, um ihnen klar zu machen, dass sie ernsthaft sind und zum Wohl der Völker handeln. Denn die Menschen haben das Vertrauen verloren und glauben nicht mehr an das, was diese großen Führer sagen, die letztlich keinen Frieden bringen.“

Wie Papst Franziskus attestiert auch der Lateinische Patriarch von Jerusalem einen Dritten Weltkrieg in Abschnitten. Insbesondere deshalb, weil der Terrorismus kein Krieg auf Augenhöhe sei. So etwa bei den Messerangriffen junger Palästinenser, die sich in den letzten Monaten in Israel gehäuft haben.

„Normalerweise kennt man im Krieg den eigenen Feind, aber in unserer Situation sind es kleine Teile, zu klein und man weiß nicht, wer der eigentliche Gegner ist. Es gibt Kinder, kleine Jungen, die mit dem Messer spielen, das sind keine Gruppen, Armeen oder Parteien: Es sind einzelne Verzweifelte, die mit dem Messer spielen. Auf der anderen Seite ist das israelische Militär, das die Nerven verliert und auch sie spielen leicht mal mit dem Gewehr und töten Menschen, ohne auch nur einen Moment zu zögern. Es ist ein schmutziges Spiel beider Seiten, das das Problem nicht löst: Im Gegenteil, dadurch werden der Hass, der Horror und das Misstrauen nur gesteigert.“

Ein zentrales Problem in der Konfliktlage sei der Waffenhandel, so Twal. „Solange es Waffenhandel gibt, gibt es Krieg“. Dabei sei unklar, wer nun Terrorist sei und wer nicht. In Syrien kämpfen Al-Nusra-Milizen, die gleichzeitig in israelischen Krankenhäusern verarztet werden. „Wir wissen nicht mehr: Wer ist ein Terrorist, wer steckt dahinter, wer unterstütz ihn…das ist eine totale Verwirrung!“

Im ganzen Nahen Osten seien die Auswirkungen des Syrienkriegs deutlich spürbar. Eineinhalb Millionen Flüchtlinge seien allein in der Diözese in Jordanien angekommen. Nur das Heilige Jahr könne eine angemessene Antwort bieten: Mehr Respekt vor der menschlichen Würde, mehr Barmherzigkeit untereinander, auch unter den Staaten. „Das brauchen wir sehr“, so Twal. Deshalb gebe es im Patriarchat von Jerusalem auch zahlreiche Treffen mit Israelis und Palästinensern. Er sage es immer wieder: „Es ist Zeit, den anderen zu verstehen, seine Ängste und mit ihm barmherzig zu sein.“ Insbesondere das Volk sei dabei zu berücksichtigen, denn all die Kinder und Mütter hätten mit dem Krieg nichts zu tun. „Hoffen wir, dass es ein neues Weihnachten wird, das mehr Frieden und Barmherzigkeit für alle bringt“, so der Lateinische Patriarch.

Auch Pilger aus der ganzen Welt seien eingeladen, während dem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit ins Heilige Land zu kommen. Sie brauchten, trotz der angespannten Sicherheitslage, keine Angst zu haben, betonte der Patriarch.

(rv 21.12.2015 cz)








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